Hand & Rheumatologie

Behandlungsspektrum
Mit zunehmendem Lebensalter kommt es bei allen Menschen zum Verschleiß des Gelenkknorpels (Arthrose) an den Fingergelenken. Dies führt zu einer Bewegungseinschränkung, zur Verdickung der Gelenke und in wenigen Fällen auch zu stärkeren Schmerzen. Aufgrund einer erblichen Vorbelastung kann bei einigen Patienten die Arthrose frühzeitig und schneller fortschreitend auftreten.
Therapie
Eine ursächliche Therapie ist bis zum heutigen Zeitpunkt nicht verfügbar. Die Therapie ist im Wesentlichen konservativ, das heißt ohne Operation. Dabei ist die regelmäßige Bewegung der Gelenke das wichtigste Standbein. Besonders geeignet sind Bewegungsübungen der Hände im lauwarmen Handbad (Waschbecken) mit einem durchblutungsfördernden Badezusatz. Weitere Möglichkeiten der Therapie sind Kortisonspritzen um die begleitende Entzündung und damit den Schmerz vorübergehend zu beklämpfen. In schwereren Fällen kann auch die Einnahme von entzündungshemmenden Schmerzmitteln wie Diclofenac oder Ibuprofen angezeigt sein. Sollte damit der Schmerz nicht in den Griff zu bekommen sein, können vor allem die Endgelenke der Finger ohne großen Funktionsverlust im Rahmen einer kurzen, ambulanten Operation versteift werden.
Ganglien sind Ausstülpungen der Gelenkkapsel oder der Sehenscheiden. Sie können bei Überlastungen, Gelenkschäden oder spontan entstehen und nehmen den Weg des geringsten Widerstandes durch die Weichteile bis unter die Haut, wo sie teils als sehr harte Vorwölbungen wahrgenommen werden und nicht selten fälschlicherweise als Überbein bezeichnet werden. In der Regel sind Ganglien nicht besonders schmerzhaft, können jedoch je nach Lage als störend empfunden werden.
Therapie
Zu Beginn ist bei fehlender Schmerzhaftigkeit immer ein abwartendes Verhalten angezeigt. Bei Fortbstehen oder mechanischer Störung kann eine punktion (Anstechen) versucht werden. Allerdings befindet sich meist ein sehr zähflüssiger, gallertartiger Inhalt ind en Ganglien, so dass sich nicht immer die komplette Flüssigkeit entfernen lässt. Darüber hinaus bstehet die Gefahr des Wiederauftretens, da die Verbindung zum Gelenk nicht unterbrochen ist. Daher sollte bei störenden oder größer werdenden Ganglien eine operative Entfernung erwogen werden, die sich als kleiner ambulanter Eingriff durchführen lässt.
Die Arthrose des Handgelenkes tritt vor allem nach Verletzungen und Brüchen der Speichengelenkfläche (z.B. nach Speichen-Bruch) oder des Kahnbeins auf. Dabei können fehlverheilte Brüche, Handwurzelerkrankungen (Knochendurchblutungs-Störungen) und entzündliche Erkrankungen (z.B. „Rheuma“ s.u.) die Erkrankung begünstigen.
Häufig klagen die Patienten über schmerzhafte Bewegungseinschränkungen vor allem im Bereich des handrückenseitigen Handgelenkes. Nach der Untersuchung bestätigen Röntgen-Aufnahmen dabei die Verdachtsdiagnose.
Therapie
Zu Beginn kann eine Ruhigstellung des Handgelenkes in einer Manschette oder Schiene die Beschwerden lindern. Auch können die Einnahme von Schmerzmedikamenten oder Cortison-Spritzen ins Handgelenk immer wieder für längerfristige Schmerzlinderung sorgen. Eine operative Versorgung kann im Einzelfall in Form einer Durchtrennung der Nervenäste des Handgelenkes (Denervierung) bestehen. Dadurch kommt es zur Schmerzausschaltung bei völlig erhaltenem Gefühl an der Hand und der Muskelfunktionen. Diese Operation kommt allerdings nicht bei stark fortgeschrittener Abnutzung des Handgelenkes in Frage. In diesen Fällen sollte eine Teil-Versteifung oder bei schweren Fällen eine Komplettversteifung (Arthrodese) des Handgelenkes durchgeführt werden. Bei dieser Operation werden die Gelenkflächen von der Speiche und der betroffenen Handwurzelknochen komplett entknorpelt und in einer leicht angehobenen Funktionsstellung des Handgelenkes mit Hilfe von Drähten oder Schrauben verbunden. Anschließend wird das Handgelenk im Gips für ca. vier bis sechs Wochen ruhiggestellt. Danach beginnt der Belastungsaufbau der Hand. Die Metallentfernung wird frühestens nach sechs Monaten durchgeführt.
Die Patienten sind durch diese Operation meist schmerzfrei. Umwendbewegungen im Unterarm sind nach dieser Operation nicht eingeschränkt. Die funktionelle Einschränkung des Handgelenkes hält sich bei einer Teilversteifung in Grenzen, so dass im Allgemeinen auch handwerkliche Berufe weiterhin ausgeführt werden können. Eine Alternative ist die Handgelenksprothese, also der künstliche Ersatz des Handgelenkes, der allerdings seltenen Fällen vorbehalten bleibt, da zum Einen die Verankerung der Prothese gegeben sein muss, zum anderen eine stärkere körperliche Belastung dann nicht mehr erfolgen sollte.
Beim Karpaltunnelsyndrom kommt es zu einer Druckschädigung des Nervus medianus („Mittelarmnerv“) am Handgelenk. Der Karpaltunnel wird von den Handwurzelknochen und dem Halteband der Beugesehnen (Retinaculum flexorum) gebildet. In diesem Tunnel laufen die Fingerbeuger-Sehnen und der Nervus medianus. Durch Entzündungen und Schwellungen der Beugesehnen und ihrem Begleitgewebe (z.B. nach Überlastung, rheumatische Erkrankungen, Fehlstellungen etc.) kann es zur Kompression des Nervus medianus kommen.
Die Patienten klagen dann über einschlafende Hände, sowie über nächtliche oft kribbelnde Missempfindungen vom Daumen bis zum Mittelfinger und daumenseitigem Ringfinger. Manchmal verspüren die Patienten auch dauerhafte Taubheit an den ersten drei Fingern. Beschwerdelinderung erfahren die Patienten häufig durch Schütteln und Beugen des Handgelenkes. Bei bereits länger bestehender Einengung des Nerven kann es zur Lähmung der Daumenballenmuskeln mit Verschmächtigung des Daumenballens kommen.
Therapie
Zunächst kann zur Therapie die Einnahme von nichtsteroidalen Antiphlogistika (z.B. Diclofenac) versucht werden. Eine Handgelenksschiene zur Nacht bringt den Patienten manchmal eine Linderung der Beschwerden. Auch das örtliche Einspritzen von Betäubungsmittel und Cortison kann Linderung bringen.
Ist diese Therapie erfolglos kann eine offene oder endoskopische Spaltung des Retinaculum flexorum durchgeführt werden. Nach der kurzen ambulanten Operation kann die Hand sofort bewegt werden, eine Ruhigstellung ist nicht notwendig.
Die Schmerzen und Missempfindungen sind meistens sofort nach der Operation verschwunden. Die Taubheit erholt sich je nach vorbestehender Zeit im Allgemeinen langsamer. In seltenen Fällen kann sie auch bestehen bleiben.
Der Morbus Dupuytren ist eine Erkrankung der Hohlhandfaszie. Es kommt, meist über den Verlauf von Jahren, zu einer zunehmenden Einziehung der Langfinger. Am Häufigsten sind der Kleinfinger und der Ringfinger betroffen. In der Regel haben die Patienten keine Schmerzen, aufgrund der zunehmenden, fixierten Beugestellung der Finger treten im Alltag jedoch Probleme beim Greifen, Hände schütteln, Handschuhe anziehen usw. auf.
Therapie
Zu Beginn der Erkrankung, wo meist nur eine Verhärtung in der Hohlhand zu spüren ist, kann eine abwartende Haltung empfohlen werden. Die Erkrankung schreitet sehr unterschiedlich schnell fort, so dass in vielen Fällen gar keine Therapie notwendig ist. Kommt es jedoch durch die immer stärkere Beugung zur zunehmenden Behinderung im Alltag sollte eine operative Therapie erfolgen. Konservative Maßnahmen zeigen keine Wirkung.
Bei der Operation, die ambulant durchgeführt werden kann, wird der verdickte Faszienstrang unter sorgfältigster Präparation herausgelöst und radikal entfernt. Eine Ruhigstellung mittels Gipsschiene erfolgt bis zur Wundheilung, der Patient darf und soll die Finger jedoch sofort bewegen. Nach ca. 4-8 Wochen (je nach Schweregrad unterschiedlich) ist die Hand wieder weitgehend einsetzbar. Die selten auftretenden Hauptrisiken sind die Nervenverletzung, Nachblutungen und das Wiederauftreten bei ungenügender Entfernung.
Die Rhizarthrose entspricht eine Abnutzung des Knorpels im Daumensattelgelenk, also zwischen dem großen Vieleckbein (Os trapezium) und dem 1. Mittelhandknochen (Os metacarpale I). Sehr häufig sind Frauen nach den Wechseljahren mit beiden Händen betroffen.
Die Patienten/Innen klagen über schmerzhafte Bewegungs-Einschränkung des ersten Strahls der Hand, welche z.B. beim Greifen auftritt. Zum Teil haben die Patienten auch nachts Schmerzen. Nach der Untersuchung bestätigen Röntgen-Aufnahmen dabei die Verdachtsdiagnose.
Therapie
Nach erfolgloser medikamentöser Therapie kann eine Injektion in das Daumensattelgelenk mit lokalem Betäubungsmittel und Cortison erfolgen. Dies führt häufig zu mittelfristiger Beschwerdelinderung bis zu drei Monaten. Zusätzlich kann das Tragen einer Daumenmittelhand-Schiene zur Linderung der Symptome führen.
Bei fortgeschrittenen Gelenk-Verschleiß und längerfristig erfolgloser konservativer Therapie sollte eine Operation ins Auge gefasst werden.
Das Standardverfahren ist eine sogenannte Resektionsinterpositions-Arthroplastik. Hierbei wird ein Handwurzelknochen (Os trapezium) am Daumensattelgelenk operativ entfernt. Anschließend wird die Hälfte einer Beugesehne des Handgelenkes (Musculus flexor carpi radialis) zur Stabilisierung des Daumens und Auffüllen des Hohlraumes verwendet. Anschließend wird der Daumen mehrwöchig ruhiggestellt und anschließend krankengymnastisch beübt. Das für den Patient meist sehr zufriedenstellende Endergebnis ist ca. drei bis vier Monate nach der Operation zu erwarten. Seltene Risiken dieser Operation sind Verletzung von Hautnerven oder Blutgefäßen. Alternativ kann wie am Hüft- oder Kniegelenk ein künstliches Gelenk implantiert werden. Dies führt ebenso zur Schmerzlinderung, allerdings ist im Moment aufgrund der schwierigen Verankerung in den kleinen Knochen die Haltbarkeit der Prothesen begrenzt und es muss zu einem späteren Zeitpunkt die obern genannte Operation durchgeführt werden.
Der schnellende Finger (Digitus saltans, Tendovaginitis stenosans) entsteht durch eine Verdickung der Beugesehne und des Ringbandes auf Höhe des Grundgelenks. Die Ringbänder dienen zur Führung der Beugesehnen vor allem entlang der Finger damit diese nicht wie an einem Bogen durchhängen sondern eng am Finger bleiben. Beim schnellenden Finger kann die Sehne in der Sehnenscheide nicht mehr ungehindert durch das erste Ringband laufen und bleibt hängen.
Die Patienten berichten hier typischerweise über eine schnellende Bewegung beim Strecken des Fingers. Schmerzen haben die Patienten dabei nicht immer, es kann jedoch ein Schmerz in der Beugefalte der Hohlhand auftreten.
Therapie
Auch hier kann zunächst eine Therapie mit Einnahme von nichtsteroidalen Antiphlogistika (z.B. Diclofenac) oder ein örtliches Einspritzen von Cortison um die Sehne zur Abschwellung versucht werden.
Häufig ist diese konservative Therapie aber nicht erfolgreich, so dass durch eine kleine Operation das erste Ringband gespalten wird. Nach dieser ambulanten Operation darf und soll der Patient den Finger sofort wieder benutzen.
Sehr seltene Risiken dieser Operation sind Nervenverletzungen und die Möglichkeit des Wiederauftretens des schnellenden Fingers.
Sehnenscheidenentzündungen sind in der Regel überlastungsbedingt. Die Sehnenscheiden dienen als Gleithülle für die Sehnen der Hand. Sie liegen am Handrücken, der Hohlhand und am Unterarm. Es kommt zum Anschwellen der Sehnenscheiden und damit zur schmerzhaften Behinderung des Sehnengleitens, die bis zu einem starken Ruheschmerz führen kann. Dieser wird in der Regel bei Anspannen der betroffenen Sehnen und Muskeln verstärkt.
Eine häufige Sonderform ist die sog. Tendovaginitis de Quervain, die Sehnenscheidenentzündung der Daumenstreck- und Abspreizsehnen in ihrem engen Sehnenfach. Dies führt zu einem ausgeprägten Schmerz über dem daumenseitigen Handgelenk.
Therapie
Bei der akuten Form ist eine Ruhigstellung die wichtigste Therapiemaßnahme. Dies erfolgt in der Regel mit einer Schiene für ca. 2 Wochen. Zusätzlich können entzündungshemmende Medikamente eingenommen werden oder als Salbe aufgetragen werden. In ausgeprägten Fällen kann eine Kortisonspritze die Entzündung sehr schnell zum Erliegen bringen, dabei muss jedoch sorgfältig die Sehne geschont werden. Häufigere Kortisonspritzen an den Sehnen sollten nicht erfolgen. Bei chronischen Fällen oder rheumatischer Ursache kann eine operative Entfernung des entzündeten Sehnenscheidengewebes als ambulanter eingriff erfolgen. Bei der Sehnenscheidenentzündung am Daumen wird eine spezielle Daumenmittelhandschiene mit freier Handgelenksbeweglichkeit angelegt, ebenfalls erfolgreich Kortison eingespritzt oder bei Fortbestehen/Wiederauftreten das 1. Strecksehnenfach operativ gespalten.
Verletzungen an der Hand können als Knochenbruch oder Weichteilverletzung (Bänder, Kapsel, Sehnen) auftreten. Am Häufigsten sind der Handgelenksbruch sowie Verstauchungen der Finger. Nach genauer klinischer Untersuchung erfolgt die Röntgenuntersuchung zum Ausschluß knöcherner Verletzungen. Mittels Ultraschall oder Kernspointomographie können aber Weichteilverletzungen bildgebend dargestellt werden. Auch bei Bagatellverletzungen können die Finger noch lange angeschwollen und schmerzhaft bleiben.
Therapie
Bei knöchernen Verletzungen erfolgt bei guter Stellung die Ruhigstellung im Gips für 4-6 Wochen. Bei starker Verschiebung oder Gelenkbeteiligung erfolgt in der Regel eine operative Versorgung mit Bohrdrähten, Schrauben oder Platten. Sehnenrisse müssen zeitnah genäht werden, sonst kann eine Ersatzoperation notwendig werden um die Funktion wiederherzustellen. Kapsel-Band-verletzungen können in der Regel konservativ mit Schienen behandelt werden. Eine Ausnahme bildet der sog. Skidaumen, ein Abriss des ellenseitigen Seitenbandes am Daumengrundgelenk, das bei deutlicher Instabilität operativ fixiert werden sollte.