Leben mit Herzfehler - wenn die Psyche leidet
Herzkranke Kinder müssen oft schwere Operationen und lange Krankenhausaufenthalte über sich ergehen lassen. Florence Volpers, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin am Klinikum der LMU München, weist auf die enormen emotionalen Herausforderungen hin, mit denen diese Kinder und ihre Familien konfrontiert sind. Während die meisten herzkranken Kinder dank moderner Operationstechniken erfolgreich behandelt werden können, benötigen einige eine Herztransplantation, für die oft keine geeigneten Spenderorgane zur Verfügung stehen.
Kinder mit schweren Herzfehlern machen sich im Laufe ihres Lebens zunehmend Gedanken über ihre lebensbedrohliche Erkrankung und den eigenen Tod. Dies kann zu Depressionen und Ängsten führen, da sie sich ihrer Endlichkeit bewusst sind und Einschränkungen in verschiedenen Lebensbereichen erfahren. Auch für Eltern und Geschwister bedeutet die Herzerkrankung des Kindes eine immense emotionale Belastung. Sie fühlen sich oft hilflos und leiden mit dem kranken Kind. Laut der Psychotherapeutin können Geschwister auch unter Verhaltensauffälligkeiten (z.B. Schlafprobleme und Traurigkeit) leiden, da sie ihre Eltern und die fehlende Präsenz des kranken Geschwisters vermissen.
Eine psychologische Begleitung ist daher entscheidend. Besondere Ereignisse wie die Verlegung auf die Intensivstation oder die Herztransplantation erfordern besondere Aufmerksamkeit und psychologische Betreuung. Vor und nach der Transplantation werden die potentiellen Organempfänger daher psychologisch vorbereitet und unterstützt, um die emotionalen Herausforderungen bewältigen zu können.
Die Rolle der Eltern ist ebenfalls entscheidend für das Wohlbefinden des Kindes, da Ängste und Sorgen übertragen werden können. Daher ist es wichtig, dass auch die Eltern psychisch stabil sind und gegebenenfalls psychologische Unterstützung in Anspruch nehmen. Sie können lernen, ihre eigenen Ängste zu erkennen und Strategien zu entwickeln, um besser mit der Situation umzugehen. Es ist wichtig, die Bedürfnisse des Kindes zu respektieren und es in seiner Entwicklung zu unterstützen, auch durch altersgemäßes Loslassen und Förderung des Selbstbewusstseins.