Portugiesiche Floskeln und sozialistische Ideen
Dr. med. Isabel Roschatt berichtet:
Schon lange träumte ich davon, als Ärztin in einem Dritte-Welt-Land zu arbeiten. Durch Zufall ergab sich die Gelegenheit, in Mosambik tätig zu werden. Die Ludwig-Maximilians-Universität München pflegte eine Partnerschaft mit der Universidade Católica de Moçambique (UCM) in Beira, und ich erhielt die Möglichkeit, dort für sechs Monate in der Kinderkardiologie zu arbeiten.
Mosambik, einst eine portugiesische Kolonie, zählt heute zu den ärmsten Ländern der Welt. Nach einem blutigen Bürgerkrieg in den Jahren 1977 bis 1992 sind die Auswirkungen noch immer spürbar. Mit einer Kindersterblichkeit von 80 Todesfällen pro 1.000 Geburten und weniger als drei Ärztinnen pro 100.000 Einwohnerinnen besteht eine dramatische medizinische Unterversorgung.
Vor meinem Einsatz organisierten wir mehrere telemedizinische Konferenzen, um die Bedürfnisse unserer mosambikanischen Kollegen zu verstehen. Es wurde schnell klar, dass eine Weiterbildung in Kinderkardiologie dringend gewünscht war.
Mit Unterstützung meiner Abteilung und der Else Kröner-Fresenius-Stiftung gelang es uns, ein tropenresistentes Echokardiographiegerät zu beschaffen. Ich nahm mir vor, Portugiesisch zu lernen, um die Kommunikation zu erleichtern, und bereitete ein umfassendes Echokardiographie-Skript in Englisch vor. In den ersten Wochen vor Ort schulte ich 15 ausgewählte Ärzt*innen in wöchentlichen praktischen und theoretischen Kursen. Mein Chef unterstützte mich dabei zu Beginn und gegen Ende meines Aufenthalts.
Ein weiterer wichtiger Teil meines Projekts war der Aufbau einer kinderkardiologischen Ambulanz. Wir richteten passende Räumlichkeiten ein, schulten lokale Student*innen und Pflegekräfte und führten notwendige Dokumente sowie standardisierte Befundbögen ein. Dank Unterstützung deutscher Unternehmen konnten wir zudem drei EKG-Geräte und einen Drucker anschaffen. Die kinderkardiologische Ambulanz wurde somit erfolgreich etabliert und findet immer noch zweimal wöchentlich statt. Die Nachbetreuung und Unterstützung unsererseits erfolgt aktuell in Form von telemedizinischen Konferenzen. Auch außerhalb dieser Konferenzen stehen wir bei unklaren Fällen oder Fragen stets als Referenzzentrum zur Verfügung.
Neben den medizinischen Herausforderungen erlebte ich auch die kulturellen Unterschiede und die alltäglichen Hürden des Lebens in Mosambik. Die Zusammenarbeit mit internationalen Kolleg*innen, darunter Ärzte aus Italien, Kuba und Nordkorea, war bereichernd und lehrreich. Die mosambikanische Denkweise unterschied sich erheblich von der europäischen, und es brauchte Zeit, sich daran zu gewöhnen.
Trotz der Herausforderungen war meine Zeit in Mosambik eine unvergessliche Erfahrung. Die Wärme und Dankbarkeit der Kolleginnen und Patientinnen, die intensiven medizinischen Tätigkeiten und die persönlichen Erlebnisse haben mich tief bereichert. Diese sechs Monate waren nicht nur ein beruflicher Meilenstein, sondern auch eine Reise, die mich menschlich weitergebracht hat.