Tag der OP einer Lebertransplantation
Der entsprechende Telefonanruf aus dem Transplantationszentrum bedeutet zwar noch nicht, dass der Empfänger auf jeden Fall transplantiert wird. Dazu muss das Entnahmeteam zunächst vor Ort beim Spender entscheiden, ob die Leber nach deren Inspektion keinerlei Mängel aufweist und somit transplantiert werden kann. Aus Zeitgründen ist es aber zu diesem Zeitpunkt bereits unabdingbar, dass der Empfänger ohne große Verzögerung zum Krankenhaus kommt.
Nach Erhalt des Telefonanrufs sollte man auf drei Dinge verzichten: Trinken, essen, telefonieren. Trinken und essen ist zu vermeiden, da man höchstwahrscheinlich innerhalb von Stunden operiert wird und jede Nahrungszunahme zu Narkoseproblemen (Erbrechen) führen kann. Telefonieren sollte man vermeiden, damit das Transplantationszentrum den Patienten jederzeit erreichen und über Änderungen im Zeitplan oder Ablauf informieren kann. Man sollte absolute Ruhe bewahren – in aller Regel organisiert das Transplantationszentrum den Transport vom Aufenthaltsort zur Klinik, je nach Entfernung mit einem Einsatzfahrzeug mit Sondersignal, eventuell sogar mit einem Hubschrauber.
Nach Ankunft in der Klinik und Aufnahme (meistens über die Notaufnahme) wird der Patient auf der entsprechenden Station (Station G0 oder H5) bereits erwartet. Danach sind noch einige routinemäßige Untersuchungen notwendig. All diese Maßnahmen werden aus Zeitgründen bereits durchgeführt, ohne dass notwendigerweise bereits das Spenderorgan endgültig akzeptiert ist. Es kann also immer noch zu einer Absage der Transplantation kommen.
Sobald die Spenderleber im Operationssaal angekommen ist, wird sie dem Transportbehälter entnommen und anschließend in der kalten Konservierungslösung liegend für die Implantation vorbereitet („Back table“-Präparation). Wir verwenden mittlerweile routinemäßig die Maschinenperfusion der Leber, was die Organqualität verbessert.
Die Standardtechnik der Transplantation besteht aus der Entfernung der erkrankten Leber und der Einpflanzung der Spenderleber in gleicher Position. Die Operation beginnt mit einem L-förmigen oder sternförmigen Oberbauchschnitt und Freilegung der leberversorgenden Gefäße.
Die Entfernung einer zirrhotischen Leber kann durch Pfortaderhochdruck (portale Hypertension) und Gerinnungsstörungen (z.B. Mangel an Gerinnungsfaktoren und Thrombozyten) erschwert sein. Die Implantation der Spenderleber umfasst die Annaht der Hohlvenen ober- und unterhalb der Leber, die Verbindung der Pfortader, der Leberarterie und des Gallengangs.
Alternativ kann die neue Leber “Huckepack” (piggy-back) mit der Empfängerhohlvene verbunden werden. Letzteres geht mit einer geringeren Kreislaufbelastung des Empfängers einher, verlängert aber die Präparationszeit vor dem eigentlichen Ersatz der erkrankten Leber.
Die Spenderpfortader wird in der Regel an Empfängerpfortader angeschlossen. In seltenen Fällen (bei Pfortaderthrombose) muss eine Überbrückung zu einem vorgelagerten Gefäß im Pfortaderstromgebiet geschaffen werden. Die Spenderleberarterie wird an Empfängerleberarterie oder direkt an die Hauptschlagader (Aorta) angeschlossen. Der Gallengang wird bei guter Größenübereinstimmung mit dem eigenen Hauptgallengang verbunden. Ein ausgeprägtes Größenmissverhältnis oder bestimmte Grunderkrankungen machen gegebenenfalls eine Gallenableitung über eine Darmschlinge notwendig.
Das Split-Verfahren einer postmortal gespendeten Leber basiert auf dem Aufbau der Leber, die praktisch aus zwei Teilen besteht: dem rechten, größeren und dem linken, kleineren Leberlappen. Hieraus ergibt sich die Möglichkeit, ein Organ für zwei Empfänger zu verwenden. Im Allgemeinen wird der rechte Leberlappen für einen erwachsenen Empfänger verwendet und der linke, kleinere, für ein Kind. Dies ist chirurgisch möglich, da die Blutgefässe (Arterien und Venen) sowie der Gallengang sich vor dem Eintritt in die Leber aufteilen. Auf diese Weise lassen sich in individuellen Einzelfällen mit einem Organ zwei Patienten versorgen, und möglicherweise zwei Leben retten.