Hans Dieter Nothdurft wurde am 14. Februar 1949 in Heidelberg geboren. Nach dem Besuch des humanistischen Kurfürst-Friedrich-Gymnasiums in seiner Heimatstadt nahm er 1967 das Medizinstudium in Heidelberg auf, das er später in München fortsetzte. Dort legte er 1973 das medizinische Staatsexamen mit der Note „sehr gut“ ab und wurde 1975 approbiert. 1976 promovierte er an der LMU München mit „magna cum laude“.
Seine berufliche Entwicklung führte ihn früh in die Tropenmedizin: 1979 erwarb er das „Diploma in Tropical Medicine and Hygiene“ an der London School of Hygiene and Tropical Medicine. In den folgenden Jahren war er wiederholt für das Internationale Komitee vom Roten Kreuz als medizinischer Koordinator in Flüchtlingslagern in Südostasien tätig, ebenso für die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) in verschiedenen Ländern Afrikas und Asiens. Diese praktischen Einsätze prägten seinen Blick auf globale Gesundheitsfragen und stärkten sein Engagement für eine praxisorientierte Tropenmedizin.
Ab 1980 bis 2019 war Hans Dieter Nothdurft an der damaligen Abteilung (heute: Institut) für Infektions- und Tropenmedizin des LMU Klinikums München tätig. Seine Facharztausbildung für Innere Medizin schloss er 1984 ab. 1986-88 arbeitete er als Koordinator der Flüchtlingshilfe des Roten Kreuzes an der thailändisch-kambodschanischen Grenze. 1987 folgte die Zusatzbezeichnung Tropenmedizin. 1996 habilitierte er sich für das Fach Innere Medizin mit Schwerpunkt auf Tropen- und Reisemedizin. Im Jahr 2001 wurde er zum außerplanmäßigen Professor ernannt. Über viele Jahre leitete er als Oberarzt die tropen- und reisemedizinische Ambulanz des Münchner Tropeninstituts.
Seine wissenschaftliche Tätigkeit konzentrierte sich auf klinisch-epidemiologische Fragestellungen aus Tropen- und Reisemedizin, insbesondere im Zusammenhang mit importierten Infektionskrankheiten wie Malaria. Er war Studienleiter bzw. Prüfarzt in zahlreichen nationalen und internationalen klinischen Studien, insbesondere auf dem Gebiet der Impfstoffentwicklung. Insgesamt publizierte er über 120 wissenschaftliche Arbeiten und war auf mehr als 200 nationalen und internationalen Fachkongressen präsent. Er war zusammen mit Jay Keystone und anderen Kollegen Herausgeber des Lehrbuches "Travel Medicine", welches als eines der renommiertesten reisemedizinischen Lehrbücher der Welt gilt.
Prof. Nothdurft war langjähriges Mitglied und Funktionsträger in mehreren wissenschaftlichen Fachgesellschaften, u. a. der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und globale Gesundheit (DTG), wo er den Ausschuss Reisemedizin über viele Jahre leitete sowie der International Society of Travel Medicine (ISTM). Als Web Editor und als Vorsitzender wissenschaftlicher Komitees war er an der inhaltlichen Ausrichtung zahlreicher internationaler Kongresse der ISTM beteiligt. Im Jahr 2009 war er Kongresspräsident der 11. International Conference on Travel Medicine in Budapest.
Mit dem Tod von Hans Dieter Nothdurft verliert die Universitätsmedizin einen fachlich versierten, international vernetzten Kollegen, der klinische Praxis, Wissenschaft und Lehre auf bemerkenswerte Weise verbunden hat. Sein Wirken war geprägt von fachlicher Sorgfalt, langjähriger Erfahrung im internationalen Kontext und einem ausgeprägten Sinn für praktische Anwendbarkeit in der medizinischen Versorgung.
Unser Mitgefühl gilt seiner Familie, insbesondere seinen beiden Kindern, Anna und Lorenz.
Wir werden ihn sehr vermissen – als Arzt, Forscher, Hochschullehrer und Freund.