Das Friedrich-Baur-Institut ist eine Einrichtung der Medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München, die sich -in Assoziation mit der Neurologischen Klinik und Poliklinik- der Patientenversorgung und Spitzenforschung auf dem Gebiet der neuromuskulären Erkrankungen widmet.
Aktuelles
Veranstaltung: 122. Neuromuskuläres Seminar und 70. Sitzung des Neuromuskulären Zentrums Bayern Süd (Muskelzentrum)
Seminarthemen: „Erhalt der Knochengesundheit bei neuromuskulären Erkrankungen“ und „Knochengesundheit bei neuromuskulären Erkrankungen: Frakturversorgung aus Sicht der Orthopädie“
Anmeldung: nicht notwendig
Programm: siehe rechts
Mittwoch, 27.11.2024; 17:00 Uhr
virtuell
Veranstaltung: Münchner Endplattensymposium
Fortbildungsveranstaltung für Ärzte zur Myasthenia gravis
Anmeldung: Veranstaltungen-FBI@med.uni-muenchen.de
Programm-Flyer: Download
Mittwoch, 08.01.2024; 17:00 - 20:00 Uhr
St. Vinzenz-Haus, Friedrich-von-Gärtner-Saal
Nußbaumstr. 5, 80336 München
Studienteilnahme für Patienten mit neuromuskulären Erkrankungen
Derzeit können für klinische Studien weitere Patienten mit verschiedenen neuromuskulären Erkrankungen eingeschlossen werden.
Bei Interesse freuen wir uns über eine Kontaktaufnahme (siehe nebenstehender Link).
Das Friedrich-Baur-Institut stellt sich vor
Translationale Forschung und Therapie für Patienten mit neuromuskulären Erkrankungen
Die Visionen und Werte des Friedrich-Baur-Instituts sind für uns ein ganzheitliches Behandlungs- und Versorgungskonzept für unsere Patienten im Rahmen einer integrierten Versorgung, eine Spitzenstellung in Diagnostik, Therapie und Forschung zum Wohle der Patienten, sowie die Corporate Identity in Form eines Wir-Gefühls im täglichen Miteinander.
Unsere langfristigen Ziele sind eine Therapieoptimierung durch Einsatz innovativer Therapie- und psychosozialer Betreuungskonzepte zur Erreichung eines optimalen Behandlungsergebnisses für Patienten mit neuromuskulären Erkrankungen. Dazu wollen wir im Sinne einer translationalen Forschung multizentrische klinische Studien zur Verbesserung der Therapieoptionen für Patienten mit neuromuskulären Erkrankungen planen und durchführen, sowie bestehende europäische und internationale Kooperationen und Netzwerke weiter ausbauen. Wir wollen noch bessere Resultate für Patienten, Einweiser und Behandlungspartner durch optimierte Kernkompetenzen des Friedrich-Baur-Instituts erzielen, und uns auf unsere klinischen Kernkompetenzen konzentrieren, um möglichst viele Patienten mit neuromuskulären Erkrankungen zeitnah versorgen zu können.
In der Außenwirkung wollen wir als führendes Zentrum in allen Aspekten der Betreuung und Versorgung von Patienten mit neuromuskulären Erkrankungen wahrgenommen werden, Transparenz und Kommunikation nach außen zeigen und unsere Kompetenz weitervermitteln. Das Friedrich-Baur-Institut hat eine führende Rolle als Kompetenzzentrum für neuromuskuläre Erkrankungen inne, die unter Berücksichtigung wirtschaftlicher Aspekte und Chancengleichheit zur verbesserten Versorgung von Patienten mit neuromuskulären Erkrankungen und zur Dissemination von Forschungsergebnissen führt.
Kundenorientierung bedeutet für uns, dass wir mit Patienten, Angehörigen, Patientenorganisationen, Kostenträgern und einweisenden Ärzten einen kooperativen Umgang zum Wohl des Patienten mit zeitnahem Austausch von Informationen pflegen. Kundenorientierung bedeutet für uns auch, dass wir unsere Patienten als mündige Partner empfinden, die Würde, Rechte und Interessen jedes Patienten achten und Empathie im Umgang mit Patienten empfinden. Entscheidende Ergebnisse in Bezug auf unsere Kunden sind zum einen der Behandlungserfolg sowie die Zufriedenheit von Patienten und Behandlungspartnern, zum anderen die erfolgreiche Ausbildung des akademischen Nachwuchses.
Unsere MitarbeiterInnen sind das wichtigste Kapital unseres Instituts, daher sorgen wir für regelmäßige Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Wir schaffen Freiraum zu autonomem Handeln und fördern das Übernehmen von Verantwortung, um eine langfristige Bindung und eine Identifikation mit dem Institut zu erreichen. Dabei sind uns Wertschätzung, Fairness, Teamgeist und Kommunikation zwischen den verschiedenen Berufsgruppen besonders wichtig. Für unsere MitarbeiterInnen sorgen wir für Mitarbeiterzufriedenheit, ein harmonisches Arbeitsklima, erfolgreiche Personalentwicklung und Arbeitsplatzsicherheit, um die Identifikation mit dem Institut als therapeutisches bzw. wissenschaftliches Team zu stärken.
Wir pflegen einen partizipativen und partnerschaftlichen Führungsstil, treffen unter der Wahrnehmung unserer sozialen Verantwortung für das Unternehmen transparente Entscheidungen, zeigen Konsequenz, Berechenbarkeit, Wertschätzung und Loyalität gegenüber den MitarbeiterInnen und haben Zeit für deren Probleme. Besonders wichtig sind uns ein dynamisches Personalentwicklungskonzept, sowie der kompetente Umgang mit eigenen Fehlern und den Fehlern anderer.
Qualitätsbewusstsein bedeutet für uns, zu leisten, was unsere Kunden brauchen und annehmen. Wir behandeln unsere Patienten, wie man selbst behandelt werden möchte, und richten uns dabei nach den entsprechenden Leitlinien (EbM, Good Clinical Practice, Good Scientific Practice) ohne Verlust der individuellen Behandlung unter Einhaltung von pflegerischen Qualitätsstandards und ethischen Grundsätzen. Wir pflegen eine positive Fehlerkultur, und führen regelmäßig Patienten- und Mitarbeiterzufriedenheitsmessungen im Sinne eines Qualitätsmanagements zur kontinuierlichen Verbesserung unserer Leistungen durch.
Wir kooperieren fachlich und interdisziplinär – unter verantwortlichem ökonomischem und ökologischem Einsatz der vorhandenen Mittel – auf nationaler und internationaler Ebene in gleichberechtigter Partnerschaft mit wissenschaftlichen Netzwerken (wie z.B. TREAT-NMD), Selbsthilfegruppen (z.B. DGM e.V., benni & Co e.V.) und Behandlungspartnern in anderen klinischen Einrichtungen und Versorgungszentren.
In den Einheiten Krankenstation, neuromuskuläre Spezialambulanz, Myologisches Labor (Diagnostik) und Labor für Molekulare Myologie (Forschung) sind mehr als 50 ärztliche und nicht-ärztliche Mitarbeiter beschäftigt und stellen so eine integrierte Versorgung der Patienten mit neuromuskulären Erkrankungen sicher. Schlüsselprozesse bilden für uns – unter Beachtung der Prinzipien der Wirtschaftlichkeit - die Krankenversorgung als unverzichtbare Basis für klinische Spitzenforschung, die Lehre für den akademischen Nachwuchs, sowie die Aus-, Fort- und Weiterbildung von MitarbeiterInnen. Die wichtigsten Ergebnisse stellen für uns entsprechende Behandlungserfolge für unsere Patienten, die Zufriedenheit von Patienten, Patientenorganisationen, Behandlungspartnern und MitarbeiterInnen, die verbesserte Versorgung von Patienten mit neuromuskulären Erkrankungen, die erfolgreiche Ausbildung von akademischem Nachwuchs, eine erfolgreiche Drittmitteleinwerbung zur Erforschung und Umsetzung neuer Therapien für neuromuskuläre Erkrankungen und in Folge der Beitrag unseres Instituts zur Generierung wichtiger Forschungsergebnisse sowie die Wahrnehmung einer führenden Rolle als Kompetenzzentrum für neuromuskuläre Erkrankungen dar.
Dr. h.c. Friedrich Baur
(1890-1965)
Prof. Dr. Gustav Bodechtel
(1899-1983)
Die Geschichte des Friedrich-Baur-Instituts beginnt – schon vor seiner tatsächlichen Existenz – bereits im Jahre 1953 mit dem Stiftungswerk des Dr. med. h.c. Friedrich Baur (1890-1965) an die Ludwig-Maximilians-Universität München, hauptsächlich zugunsten der Medizinischen Fakultät. Während in den ersten Jahren unter Federführung von Prof. Dr. Konrad Bingold (1886-1955), seit 1947 Direktor der I. Medizinischen Klinik am Klinikum links der Isar, die Spenden zahlreichen verschiedenen Instituten zuflossen und vielfältige Forschungsarbeiten unterstützt wurden, reifte zwischen Konrad Bingold und Prof. Dr. Gustav Bodechtel (1899-1983), seit 1953 Direktor der II. Medizinischen Klinik, sowie dem Stifter der Entschluss, die Gelder vorrangig für ein stiftungseigenes Institut zu verwenden. Das persönliche Schicksal der Ehefrau Baurs, Frau Katharina Baur (1898-1984), seit wegen einer Poliomyelitis in ihrer Gehfähigkeit stark eingeschränkt, gab Anstoß für die thematische Ausrichtung einer solchen Einrichtung. 1955 übergab Konrad Bingold den Vorsitz im Kuratorium der Stiftung an Gustav Bodechtel, der den Plan, auf dem Gelände der Medizinischen Klinik an der Ziemssenstraße ein Institut zur Erforschung und Behandlung der Poliomyelitis zu errichten, zielstrebig vorantrieb.
Nach mitunter aufwendigen Verhandlungen mit der Universitätsverwaltung und den Staatsministerien gelang es, auf dem Gelände der Medizinischen Klinik und direkt auf den Grundmauern der ehemaligen Direktionsvilla von Prof. Dr. Hugo von Ziemssen, in den Jahren 1955/56 den ersten Bauabschnitt fertigzustellen und am 8. Juni 1956 feierlich zu eröffnen. Dieses Gebäude bestand aus 7 Krankenzimmern mit 7 bis 10 (bis maximal 12) Betten sowie einem Labor zur Untersuchung und Erforschung von Viruskrankheiten. Das Institut wurde der damaligen II. Medizinischen Klinik unter der Leitung von Gustav Bodechtel administrativ angegliedert, der als Ordinarius für Innere Medizin mit besonderem Interesse für Muskelkrankheiten für diese leitende Position geradezu prädestiniert war. Bereits damals, als die Poliomyelitis epidemiologisch noch ein beträchtliches Problem darstellte und nicht nur Kinder, sondern auch Jugendliche und Erwachsene befiel, war die Kapazität in der Krankenversorgung rasch ausgeschöpft. Das Institut war mit schwerstgelähmten Patienten, die zum Großteil einer maschinellen Beatmung bedurften, voll belegt und konnte zahlreiche Patienten nicht aufnehmen. Es entwickelte sich schnell zu einer vielbeachteten Modelleinrichtung auf dem genannten Gebiet, das technisch äußerst gut ausgestattet war. So kamen unter anderen neben den klassischen Eisernen Lungen (FMS-Respirator, Fa. Schuster & Schmidt) auch die damals modernen Überdruckbeatmungsgeräte wie Engström-Respiratoren und ein Poliomat der Fa. Dräger zum Einsatz.
Auch das virologische Labor unter Leitung der Herren Privatdozenten Dres. Klaus Munk (1922-2003) und Otmar Götz (1921-?), die erste Einrichtung dieser Art in Bayern, musste bei zunehmendem Platzbedarf rasch ausgebaut werden. Demgemäß wurde 1959 ein Erweiterungsbau errichtet, der die Kapazität der Krankenstation auf 18 (bis maximal 20) Betten erhöhte. Die Virusabteilung wurde in neu eingerichtete Räume im ersten Stock des Gebäudes verlagert, wo zusätzlich Platz für weitere Forschungseinrichtungen entstand. So wurde unter der Leitung von Privatdozent Dr. Friedrich Erbslöh (1918-1974) ein Muskellabor gegründet, welches in der feingeweblichen Untersuchung die verschiedenen Formen des Muskelschwundes zu untersuchen erlaubte - eine Methode, die in der Folge sich als ungemein wichtig und ausbaufähig erweisen sollte. Ein weiterer Raum diente ab sofort den verschiedensten Stoffwechseluntersuchungen unter Einschluss des Nervenwassers. In den Räumen der Medizinischen Klinik entstand unter Förderung der Friedrich-Baur-Stiftung unter der ärztlichen Leitung von Dr. Günter Fruhmann (1927-2019) ein Labor zur Lungenfunktionsprüfung – von Beginn an unverzichtbar in der ärztlichen Betreuung der vielfältigen neurologisch begründeten Atemstörungen. Die durch die Verlagerung der Virusabteilung in den 1. Stock des Gebäudes freiwerdenden Räume im Erdgeschoß konnten wichtigen Untersuchungseinrichtungen für Patienten in Form einer Abteilung für Elektromyographie (elektrische Untersuchung von Nerven und Muskeln) unter der Leitung von Priv.-Doz. Dr. Albrecht Struppler (1919-2009) sowie für Elektroenzephalographie (Ableitung der Hirnstromkurve) unter Leitung von Frau Privatdozentin Dr. Annemarie Kollmannsberger (1928-2019) Platz bieten.
vorstehende 3 Bilder:
Eindrücke aus dem Stationstrakt des ersten Institutsgebäudes (1956-1998)
vorstehende zwei Bilder:
Neue Krankenstation im 4. OG des Bettenhauses der Medizinischen Klinik (1998-2015)
Neues Ambulanz- und Laborgebäude (1999-dato)
Neues Nebengebäude zur Erweiterung der Studien- und Forschungsflächen (2020-dato)
Eine entscheidende Änderung im Patientengut und somit auch in der Aufgabenstellung des Instituts ergab sich im Laufe der Sechzigerjahre, als durch die erfolgreiche Einführung der Poliomyelitis-Schutzimpfung dieses Krankheitsbild erfreulicherweise seinen Schrecken verlor. Dieser Tatsache trug das Kuratorium der Stiftung Rechnung, indem das Stiftungsziel auf die „Erforschung und Behandlung neuromuskulärer Erkrankungen“ erweitert wurde.
Es waren Jahre des Umbruchs, als Ende der Sechziger-, Anfang der Siebzigerjahre eine Reihe bewährter Mitarbeiter das Institut verließen, um mehrheitlich auf bedeutende Chefarztstellen bzw. Ordinariate berufen zu werden.
Auch nach seiner Emeritierung im Jahre 1969 fungierte Professor Bodechtel bis 1980 weiterhin als ehrenamtlicher Leiter des Instituts und prägte in diesen Jahren ganz entscheidend den einzigartigen interdisziplinären Charakter dieser Institution. Die Evolution technischer Methoden vor allem in der klinischen Neurologie brachte ständige Platzprobleme mit sich. Bestimmte Teilgebiete der Neurologie mussten in einer derartig exponierten Einrichtung besondere Beachtung finden. Dabei sollte das Stiftungsziel („Behandlung und Erforschung neuromuskulärer Erkrankungen“) ebenso wenig aus dem Blickfeld geraten wie die enge Beziehung zur Inneren Medizin. So wurden nicht nur die virologische Abteilung weitergeführt, sondern auch die neurophysiologische Abteilung und das von Prof. Dr. Dieter Pongratz (1941-2017) betreute Muskellabor erweitert und in ihrer Kapazität ergänzt.
Es blieb immer ein besonderes Anliegen aller Institutsmitarbeiter – Ärzte, Pflegekräfte und technische Assistenten –, gemäß dem Wunsch des Stifters, gelähmte neuromuskuläre Patienten, oft auch mit Atemantriebsstörungen, langfristig zu behandeln.
In der Nachfolge Gustav Bodechtels übernahm Dieter Pongratz als langjähriger Mitarbeiter und Schüler Bodechtels 1980 die Leitung des Instituts für die folgenden 26 Jahre. Er zeigte sich als maßgeblicher Wegbereiter für eine verbesserte Versorgung muskelkranker Patienten und für eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit neuromuskulären Krankheiten in Deutschland. Die Etablierung der Muskelzentren (hier das Muskelzentrum Bayern-Süd), gefördert und getragen von der Deutschen Gesellschaft für Muskelkranke und dem Freistaat Bayern, bedeutete eine qualitativ und quantitativ entscheidende Verbesserung der Vernetzung von stationärer und ambulanter Betreuung von Patienten mit neuromuskulären Erkrankungen, unter anderen auch durch das Angebot psychosozialer sowie der Heil- und Hilfsmittelberatung durch Mitarbeiterinnen der Deutschen Gesellschaft für Muskelkranke e.V. vor Ort.
Gleichzeitig brachten die steigenden ambulanten Untersuchungszahlen sowie die Verfeinerung zahlreicher Methoden aber auch die Notwendigkeit mit sich, viele Patienten sehr rasch einer weiterführenden Diagnostik unter stationären Bedingungen zuzuführen. Das Wissen und die technischen Möglichkeiten der großen internistischen Klinik standen und stehen dabei uneingeschränkt zur Verfügung und sind unverzichtbar. Interdisziplinäre Kontakte wurden auch mit benachbarten Instituten gepflegt und ausgebaut. Hinsichtlich des zwischenzeitlich neurologischen Schwerpunktes wurde die Zugehörigkeit zur Neurologischen Klinik des Klinikums Großhadern seinerzeit unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. Thomas Brandt, Ordinarius für Neurologie am Standort Großhadern, institutionalisiert. Seit dem Jahr 2001 ist das Friedrich-Baur-Institut als „Institut der Medizinischen Fakultät an der Neurologischen Klinik“ am Standort Innenstadt voll der Neurologischen Klinik der LMU zugehörig. Nach altersbedingtem Ausscheiden von Dieter Pongratz im Jahr 2007 wurde das Institut nach Jahren der Leitung durch die Nachfolgerin von Thomas Brandt, Frau Prof. Dr. Marianne Dieterich, bis 2022 geführt. Seit 1.1.2023 obliegt Herrn Prof. Dr. Günter Höglinger als Direktor der Neurologischen Klinik und Poliklinik auch die Führung des Friedrich-Baur-Instituts.
Es bedarf kaum einer besonderen Erwähnung, dass die Leistungszahlen des Instituts in allen Teilbereichen in den letzten Jahrzehnten stetig gewachsen. Dies spiegelt die Notwendigkeit wider, in einer hochspezialisierten Einrichtung selbst in Zeiten finanzieller Knappheit die räumlichen und technischen Voraussetzungen so zu aktualisieren, dass die bestmögliche Versorgung der Patienten gewährleistet ist. Dies ist mit der Förderung der Forschung untrennbar verknüpft. Finanzielle Mittel der Friedrich-Baur-Stiftung und des Freistaates Bayern ermöglichten Ende der Neunziger Jahre den Umzug aus dem bautechnisch und räumlich mangelhaften gewordenen ersten Institutsgebäude in eine neu konzipierte Krankenstation im Bettenhaus der Medizinischen Klinik im Jahr 1998, die zuletzt 2015 in den neu entstandenen Modulbau direkt neben dem Ambulanzgebäude umgezogen ist und aktuell 24 Betten und eine Tagesklinik mit 3 Plätzen beherbergt. Das Ambulanz- und Laborgebäude selbst ist 1999 in einen teilweise auf den Grundmauern des vorigen Gebäudes entstandenen Neubau mit größeren Ambulanz, Verwaltungs- und Laborflächen umgesiedelt. Da in den Folgejahren der Raumbedarf für Laborflächen, Studien- und Seminarräume koninuierlich zunahm, gelang es erneut, ein benachbartes Gebäude zu sanieren und seit 2020 für diesen Bedarf zu nutzen. Dadurch konnten - als vorerst letzte Baumassnahme- die Laborflächen im 1. OG des Ambulanz- und Laborgebäudes saniert und erweitert und schließlich im Frühjahr 2024 erneut bezogen werden. Alle Umbaumassnahmen der letzten Jahre wurden wiederum ermöglicht durch finanzielle Mittel der Friedrich-Baur-Stiftung und des Freistaates Bayern.
Neuromuskuläre Erkrankungen bringen besondere Anforderungen für Krankenversorgung und klinische Forschung mit sich. Es handelt sich um eine Vielzahl unterschiedlicher sowie seltener Erkrankungen, die sowohl Kinder als auch Erwachsene betreffen. Neuromuskuläre Erkrankungen sind erbliche und nicht-erbliche Erkrankungen des Skelettmuskels (ggf. mit Beteiligung des Herzen und anderer Organe), des peripheren Nerven und/oder der neuromuskulären Endplatte, die häufig zum Funktionsverlust des Muskels (Lähmungen), Einschränkung der Lebenserwartung und schwerer Behinderung führen. Derzeit ist weiterhin nur bei einem Teil dieser Krankheiten eine kausale Behandlung möglich.
Daraus ergibt sich für die Betroffenen die Notwendigkeit einer hochspezialisierten, multidisziplinären und integrierten Versorgung (Neurologie, Pädiatrie, Orthopädie, Kardiologie, Humangenetik, Heil- und Hilfsmittelversorgung, psychosoziale Betreuung). Häufig haben die Patienten eine jahrelange Odyssee hinter sich, bis sie eine adäquate Diagnose und Therapie erhalten.
Das Friedrich-Baur-Institut hat sich zur Aufgabe gesetzt, diese besonderen Anforderungen in Krankenversorgung, Forschung und Lehre zu erfüllen. In den Einheiten Krankenstation, neuromuskuläre Spezialambulanz und myologischem Labor (Diagnostik und Forschung) sind rund 50 ärztliche und nicht-ärztliche Mitarbeiter beschäftigt und stellen so eine integrierte Versorgung der Patienten mit neuromuskulären Erkrankungen sicher. Pro Jahr werden über 1100 Patienten stationär und knapp 3000 Patienten ambulant versorgt. Damit nimmt das Friedrich-Baur-Institut, sowohl quantitativ als auch qualitativ, eine einmalige Stelle in Deutschland und eine führende Rolle in Europa ein. Dabei ist es dem Institut in Zusammenarbeit mit dem Klinikum der LMU gelungen, die Kosten für die Krankenversorgung über Einnahmen (Krankenkassen, Klinikum) zu decken. Zudem bildet die optimierte Krankenversorgung die unverzichtbare Basis für klinische Spitzenforschung.
Ausbildung und Lehre werden in enger Kooperation mit der Neurologischen Klinik und Poliklinik durchgeführt. Medizinstudenten werden in Vorlesungen und praktischen Übungen am Krankenbett ausgebildet. Der wissenschaftliche Nachwuchs erhält im Rahmen von Forschungsprojekten des Instituts die Möglichkeit zur Promotion (Medizin, Humanbiologie). Auch wurden in den letzten drei Dekaden zahlreiche Kolleginnen und Kollegen habilitiert (Neurologie, experimentelle Neurologie) und erhielten die Lehrbefugnis für das Fachgebiet.
Seit 2005 entstanden durch Mitwirkung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mehr als 900 Publikationen, die in hochrangigen wissenschaftlichen Fachzeitschriften veröffentlicht (einschließlich Nature, Nature Genetics und Science) wurden. Externe, projektbezogene Forschungsmittel wurden in den letzten Jahren in Höhe von ca. >1 Mio. Euro/Jahr eingeworben (DFG, BMBF, EU, Stiftungen). Das Institut mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern spielt eine führende Rolle in deutschen und europäischen Konsortien (CMT-NET, MD-NET, mitoNET, EuroBioBank, TREAT-NMD, ENMC, SysBiol, Drug2Pheno, TIRCON, DMBMI, DZNE, ENISNIP, ERN- EURO-NMD und ERN-RND, Horizon 2022 Projekt ComPASS). Schwerpunkte der Forschung sind erbliche und erworbene Muskel- und Nervenerkrankungen (Muskeldystrophien, Myositis, CIDP, CMT), mitochondriale Erkrankungen (CPEO, LHON, u.a.), metabolische Myopathien, Erkrankungen der neuromuskulären Endplatte (Myasthenie, CMS), Motoneuronerkrankungen (ALS, SMA), neurogenetische Erkrankungen (Heredoataxie, HSP, NBIA) sowie innovative Therapieansätze.
Ein besonderes Augenmerk des Friedrich-Baur-Instituts gilt klinischen Studien und der translationalen Forschung. Wissenschaftlicher Fortschritt soll sich schneller als bisher auch für die Patienten mit neuromuskulären Erkrankungen auswirken. Für die Patienten mit neuromuskulären Krankheiten hat die Entwicklung neuer und besserer Therapien höchste Priorität. In den letzten Jahren hat die molekulare Medizin große Fortschritte bei der Entwicklung innovativer Therapieansätze gemacht (Zellkultur, Tierversuche), von denen auch bereits profitieren. Der Engpass liegt jedoch immer noch im Bereich der klinischen Forschung (translationale Forschung, klinische Therapiestudien). International werden inzwischen molekulare Therapiestudien durchgeführt oder sind bereits abgeschlossen, wie z.B. die Genersatztherapie bei Muskeldystrophie Duchenne (Deutschland, USA, Frankreich, England, Niederlande).
Ziele des Friedrich-Baur-Instituts für die Zukunft sind demnach:
• Weitere Optimierung der Versorgung von neuromuskulär Erkrankten
• Konzentration auf die Kernkompetenzen (hereditäre, degenerative und immunogene Muskel-/Nervenerkrankungen)
• Besondere Anstrengungen im Bereich der Therapieforschung (innovative Therapien, klinische Studien)
• Ausbau der nationalen und internationalen Wissenschaftskooperationen
Die Friedrich-Baur-Stiftung wurde 1953 vom Gründer des Baur-Versands Dr. med. h.c. Friedrich Baur ins Leben gerufen. Nach dem Tod von Dr. Baur 1965 erbte die Stiftung mit Sitz in Burgkunstadt dessen Vermögen und Geschäftsanteil am Unternehmen. Erlöse der Stiftung fließen gemäß dem Stifterwillen und der Stiftungssatzung an das Friedrich-Baur-Institut in München, an die Medizinische Fakultät der LMU und an die Bayerische Akademie der Schönen Künste. Letztere verleiht seit 1990 jährlich die Friedrich-Baur-Preise für Bildende Kunst, Musik, Literatur und Darstellende Kunst. Seit 1998 besteht in Bayreuth das Friedrich-Baur-Forschungsinstitut für Biomaterialien.
Förderung des Friedrich-Baur-Instituts der Medizinischen Fakultät
Das Friedrich-Baur-Institut erhält seit vielen Jahren Zuwendungen durch die Friedrich-Baur-Stiftung, die gemäß dem Stifterwillen für eine optimierte Versorgung von Patienten mit neuromuskulären Erkrankungen und für die wissenschaftliche Erforschung der Ursachen und Therapiemöglichkeiten von neuromuskulären Erkrankungen eingesetzt werden. Nur durch diese kontinuierliche und in Deutschland einmalige Förderung ist es dem Friedrich-Baur-Institut gelungen, eine führende Rolle in Deutschland und Europa auf dem Gebiet der Muskelkrankheiten einzunehmen. Das Kuratorium der Friedrich-Baur-Stiftung unter der Leitung von Freiherr Dr. Georg von Waldenfels (Bayerischer Finanzminister a.D.) entscheidet über die Höhe der jährlichen Zuwendungen und berät und unterstützt das Institut und seine Leitung.