Paralleles Testen ist entscheidend für die TB-Diagnose bei vulnerablen Gruppen wie Kindern. Da sie oft kein Sputum (Auswurf) produzieren können und invasive Verfahren zur Gewinnung von Proben aus den Atemwegen erforderlich sind, ist es schwierig, bei ihnen Standardmethoden zur TB-Diagnose anzuwenden. Die Kombination verschiedener Tests – zum Beispiel auf Basis von respiratorischen Proben, Stuhl- oder Urinproben – erhöht die Wahrscheinlichkeit, TB frühzeitig und zuverlässig zu erkennen.
Die Cochrane-Review CD016070, geleitet von Dr. Laura Olbrich vom Institut für Infektions- und Tropenmedizin am LMU Klinikum München in Zusammenarbeit mit internationalen Partnern, zeigte, dass der Einsatz von niedrig-komplexen Nukleinsäure-Amplifikationstests (LC-aNAATs) sowohl an Atemwegs- als auch an Stuhlproben die Erkennungsrate bei Kindern im Vergleich zu einem einzelnen Test erhöht. Der zusätzliche Einsatz eines Urin-Schnelltests auf Lipoarabinomannan (LF-LAM) verbessert die Diagnose bei Kindern, die mit HIV leben, weiter. Die Review umfasste 14 Studien mit insgesamt 2.145 Kindern, um paralleles Testen bei Kindern, die mit HIV leben und Kindern ohne HIV zu untersuchen. Die Ergebnisse zeigen, dass die parallele Anwendung von LC-aNAAT an Atemwegs- und Stuhlproben die Diagnose von Tuberkulose in diesen Gruppen verbessert.
In der zweiten systematischen Übersicht (Cochrane-Review CD016071) suchten die Forschenden nach Studien, die die Genauigkeit sowohl des respiratorischen LC-aNAAT als auch des Urin-LF-LAM zur TB-Diagnose bei Jugendlichen und Erwachsenen, die mit HIV leben, untersucht hatten, und kombinierten die Ergebnisse dieser Studien. Sie analysierten 27 Studien mit 12.651 Teilnehmenden aus 19 Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen und stellten fest, dass das Testen mit LC-aNAAT und LF-LAM die Erkennung der TB bei Menschen, die mit HIV leben, verbessert, jedoch auch die Zahl falsch-positiver Ergebnisse erhöht.
Beide Reviews kommen zu dem Schluss, dass paralleles Testen das Potenzial hat, mehr Tuberkulosefälle bei Kindern und Menschen mit HIV zu identifizieren. In Regionen mit niedriger TB-Prävalenz kann dies jedoch auch zu einer höheren Anzahl falsch-positiver Befunde führen. In Hochprävalenzgebieten überwiegt jedoch wahrscheinlich der Nutzen durch die Erkennung zusätzlicher echter TB-Fälle diesen Effekt.