Highlights aus der Onkologie
Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie
Nebenwirkungsregister SERIO (Side Effect Registry Immuno-Oncology) und interdisziplinäres Toxboard

Die Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie, insbesondere die Abteilung der Dermatoonkologie, bieten unter der Leitung von Frau Prof. Heinzerling die Diagnostik, Beratung, Therapie und Nachsorge bei allen Arten von Hautkrebs an.
Die onkologische Therapie wurde durch den Einsatz der Immuntherapien in der letzten Dekade revolutioniert. Immuncheckpoint-Inhibitoren werden bei zunehmend mehr Tumorentitäten und auch in früheren Tumorstadien eingesetzt.
Aufgrund ihrer Wirksamkeit kommen sie auch bei speziellen Patientenpopulationen zur Anwendung, die im Rahmen klinischer Studien nicht untersucht wurden, wie PatientInnen mit Autoimmunerkrankungen oder mit Organtransplantat. Damit einhergehend nehmen die Zahl und die Komplexität der Nebenwirkungen zu. Um diese rechtzeitig erkennen und adäquat behandeln zu können, ist ein geeignetes Nebenwirkungsmanagement essentiell.
Schwerpunkt Nebenwirkungsregister SERIO und interdisziplinäres Toxboard
SERIO ist ein Online-Register für Nebenwirkungen von Immuntherapien (sog. immune-related adverse events, irAE). Es wird in Kooperation mit dem Paul-Ehrlich-Institut betrieben. Darüber hinaus besteht eine Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Dermatoonkologie (ADO) und Nebenwirkungsspezialisten weltweit.
In den letzten 13 Jahren wurden bereits mehr als 1000 Fälle von seltenen, komplexen oder sehr schweren Nebenwirkungen aus verschiedenen Zentren in 8 Ländern gesammelt.
Das Ziel ist insbesondere die Erfassung schwerer, seltener, komplexer und therapierefraktärer immunvermittelter Nebenwirkungen in Zusammenhang mit Immuntherapien. Hierdurch können Daten zu Risikofaktoren, Behandlungseffizienz und – durch Aufarbeitung biologischer Proben – auch zu pathogenetischen Mechanismen gewonnen und analysiert werden. Dadurch erhoffen wir uns weitreichende Erkenntnisse zur Entstehung und Therapie dieser immunassoziierten Nebenwirkungen.
Unabhängig von Tumorentität, Vorerkrankungen und Vortherapie werden national und international Fälle von PatientInnen gesammelt, die eine Therapie mit Immuntherapie erhalten haben und infolgedessen eine Nebenwirkung erlitten haben.
Wir erheben klinische Daten zu Alter, Geschlecht, Gewicht, Größe, Art der Autoimmunerkrankung, Nebenwirkungsbeschreibung, Symptomatik und Therapie. Parallel dazu werden klinische Daten wie Vorerkrankungen oder Medikation dokumentiert. Spezielle Patientengruppen wie PatientInnen mit vorbestehender Autoimmunerkrankung oder mit Organtransplantat werden ebenfalls eingeschlossen. Für diese Patientengruppen ist es besonders wichtig Parameter zu finden, die eine Exazerbation der Erkrankung bzw. eine Abstoßung des Transplantats vorhersagen können.
Insgesamt verfolgt unser Projekt das Ziel, ein optimiertes Nebenwirkungsmanagement zu etablieren und dadurch die Mortalität und Morbidität im Zusammenhang mit den Immuntherapien zu senken, um so in Zukunft PatientInnen ein modernes und effektives Therapiekonzept anbieten zu können.

Das interdisziplinäre Toxboard dient der Besprechung komplexer und seltener Nebenwirkungen einer Immuntherapie, insbesondere mit Immuncheckpoint-Inhibitoren. ExpertInnen im Bereich der Immuntherapie-induzierten Nebenwirkungen aus den Bereichen der Kardiologie, Neurologie, Endokrinologie, Rheumatologie, Pulmologie und Gastroenterologie etablieren Empfehlungen und geben Wissen innerhalb ihrer Abteilungen weiter. Es werden Fälle aus dem Klinikalltag sowie aus der Literatur vorgestellt und die Standards zum Nebenwirkungsmanagement verbessert. So erhalten OnkologInnen Unterstützung, um die Sicherheit der Immuntherapien zu erhöhen. Ausgewählte Fälle werden anschließend als „Case of the month“ auf unserer SERIO-Website veröffentlicht.
Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit am CCC MünchenLMU kann das Management von immunvermittelten Nebenwirkungen verbessert und die Morbidität und Mortalität der betroffenen PatientInnen reduziert werden. Unser Ziel ist eine schnelle Identifikation und das prompte Management der Nebenwirkung. Hier können Nebenwirkungsregister wie SERIO und die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Rahmen des Toxboards helfen, neue Erkenntnisse über die Risikofaktoren, die Pathogenese und die Behandlungsoptionen der immunvermittelten Nebenwirkung zu gewinnen.
Die ÄrztInnen und WissenschaftlerInnen am CCC MünchenLMU arbeiten hierfür vertrauensvoll zusammen, um eine bestmögliche Therapie für unsere PatientInnen zu erreichen.
Das Toxboard findet monatlich donnerstags um 15 Uhr statt.
Geplante Termine werden für Mitarbeiter:innen des Klinikums im Intranet oder nach Anmeldung unter toxboard@med.uni-muenchen.de bekanntgegeben.
Für weitere Fragen oder Meldungen zur Registrierung im SERIO – Online Register oder zum Toxboard stehen wir Ihnen unter 089 4400-56154 oder toxboard@med.uni-muenchen.de jederzeit gerne zur Verfügung.
Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie / Klinik und Poliklinik für Radiologie
Interdisziplinäre Therapieverfahren zur lokal-ablativen Tumorbehandlung am CCC MünchenLMU
Die Klinik und Poliklinik für Radiologie und die Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie und Radioonkologie des CCC MünchenLMU bieten alle etablierten, modernen Ablationsverfahren für maligne Tumore an.
Ärztliches Team der Radiologie und Strahlentherapie zur lokal-ablativen Tumorbehandlung: Dr. Maya Rottler, Assistenzärztin Brachytherapie, Dr. Franziska Walter, Oberärztin Strahlentherapie, Prof. Dr. Jens Ricke, Klinikdirektor Radiologie, PD Dr. Stefanie Corradini, Leitende Oberärztin Strahlentherapie (v.l.n.r.)
Die Auswahl des optimal geeigneten Werkzeugs wird hierbei in Absprache mit den Patient:innen und im Rahmen von interdisziplinären Tumorboards vorgenommen.
Die Auswahl schließt die Verfügbarkeit operativer, auch minimal-invasiver Resektionen oder der perkutanen Präzisionsbestrahlung (SBRT) am Klinikum mit ein.
Hierfür steht an der Klinik für Strahlentherapie des CCC MünchenLMU ein hochmodernes MR-Linac Gerät zur Verfügung, welches erstmals einen Linearbeschleuniger und eine Magnetresonanz-Tomographie in einem Gerät vereint.
Das Klinikum ist eines der ersten in Europa, das diese bahnbrechende Technologie in der Strahlentherapie einsetzt. Mit den Echtzeitinformationen aus der strahlungsfreien online MRT-Bildgebung kann das Gerät während der Bestrahlung situationsgerecht gesteuert werden und bei jeder Bestrahlungssitzung auf Veränderungen der Tumorgröße und -lage reagiert werden. Wenn sich der Tumor während der Bestrahlung aus dem definierten Behandlungsfeld bewegt, wird die Bestrahlung automatisch gestoppt.


Neben thermischen Verfahren wie Radiofrequenzablation (RFA), Mikrowellenablation (MWA) oder hochfokussiertem MR-gesteuertem Ultraschall (HIFU) halten das interventionelle Team der Klinik für Radiologie interdisziplinär mit der Klinik für Strahlentherapie des CCC MünchenLMU, die mit hoher Flexibilität in Tumorgröße und –lokalisation einsetzbare bildgeführte Brachytherapie vor.
Mit diesem Verfahren vergrößert sich in weitreichender Alleinstellung am CCC MünchenLMU der „Werkzeugkasten“ ablativer Verfahren. Es bestehen bei bildgeführter Brachytherapie im Vergleich zu thermischen Verfahren wie RFA oder Mikrowelle rein technisch gesehen keine Größen- oder örtlichen Limitationen – der Einsatz ablativer Verfahren ist dann weniger eine Frage des „ist es technisch möglich?“ als vielmehr „was ist onkologisch sinnvoll?“.
Schwerpunkt Brachytherapie
Die Brachytherapie (brachys – griechisch für „kurz, nah“) bezeichnet eine Form der Strahlentherapie, bei der eine radioaktive Quelle (z.B. Iridium 192) innerhalb oder in der unmittelbaren Umgebung des zu behandelnden Tumors platziert wird. Hierzu stehen je nach Anwendungsgebiet verschiedene Applikatoren zur Verfügung, die zunächst in der gewünschten Region platziert werden und dann im Nachladeverfahren (so genanntes „Afterloading“) mit der Strahlenquelle befahren werden.
Die bei der Brachytherapie verwendete Strahlung hat - im Gegensatz zur externen Bestrahlung - eine deutlich geringere Reichweite und dringt nur wenige Zentimeter ins Gewebe ein. Auf diese Weise kann eine hohe Dosis im Bereich der zu behandelnden Region verabreicht und gleichzeitig eine gute Schonung der umgebenden gesunden Strukturen erreicht werden.

Die Brachytherapie kann zur Behandlung zahlreicher Tumore eingesetzt werden, von der Brachytherapie an der Körperoberfläche bei Hauttumoren oder Hautmetasen bis hin zur Bestrahlung in Körperhöhlen (intrakavitär) oder Hohlorganen (intraluminal), z.B. in der Scheide bei Gebärmutterkrebs oder Gebärmutterhalskrebs oder im Bereich der Atemwege oder Speiseröhre bei Lungenkrebs oder Speiseröhrenkrebs. Hierbei werden die Applikatoren in der Regel in enger Kooperation mit den entsprechenden Fachabteilungen (Gynäkologie, Innere Medizin, Thoraxchirurgie) eingesetzt.
Bei der interstitiellen Brachytherapie werden entsprechende Brachytherapie-Katheter direkt in den zu behandelnden Tumor eingebracht. Die CT- oder auch MR-gesteuerte Brachytherapie innerer Organe ist ein Verfahren, welches durch das Team der Radiologie und Strahlentherapie der LMU und der Charité im Jahre 2004 entwickelt und erstmals als Technik publiziert wurde. Die Eingriffe werden durch ein gemeinsames Team aus der Klinik für Radiologie und Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie durchgeführt. Besonderheit des Verfahrens ist die Kombination klassischer Iridium-192-Brachytherapie mit moderner Bildführung wie beispielsweise fluoroskopischer MRT oder CT.
Das häufigste Anwendungsgebiet sind primäre oder sekundäre Lebermalignome bzw. Metastasen, aber auch Lungentumore, Lymphknotenmetastasen, peritoneale Herde, Nierentumore oder komplexe Re-Bestrahlungen, wenn dies onkologisch sinnvoll und in eine entsprechende Therapiestrategie eingebunden ist. Ein besonderer Vorteil der bildgeführten Brachytherapie ist ihre ubiquitäre Einsatzmöglichkeit, auch in atembeweglichen Organen. Durch die Anwendung sehr kleiner Sicherheitssäume und einer äußerst präzisen Bestrahlungsplanung kann eine sehr hohe Dosis im Tumor appliziert werden, unter maximaler Schonung der umliegenden gesunden Organe. Die CT- oder MR-gesteuerte Brachytherapie hat mittlerweile Eingang in eine Reihe von Leitlinien bei Oligometastasierung und insb. Lebermalignomen gefunden.
Durch das Bündeln von fachlichen Kompetenzen können am CCC MünchenLMU auch Hybridverfahren oder sequentielle Kombinationstherapien aus Intervention, Operation, Bestrahlung und Systemtherapie angeboten werden, welche die Lebensqualität und die Heilungschancen von Krebserkrankten erheblich verbessern können. Ziel ist es, den Patienten individuell die bestmögliche lokal-ablative Behandlung anbieten zu können und die Grenzen des technisch möglichen weiter zu verschieben. Deshalb arbeiten Ärzte und Wissenschaftler CCC MünchenLMU in diesen fachübergreifenden Behandlungsprogrammen nicht nur klinisch, sondern auch in der Weiterentwicklung der Verfahren seit vielen Jahren außergewöhnlich eng, vertrauensvoll und erfolgreich zusammen.