Die Forschungsergebnisse von Dr. Leo Nicolai, Alexander Leunig, Dr. Kami Pekayvaz und PD Dr. Konstantin Stark wurden im renommierten Fachblatt Circulation veröffentlicht. Die LMU-Mediziner stellten fest, dass aktivierte Immunzellen und Thrombozyten wesentlich am Verschluss von Blutgefäßen in der Lunge, im Herzen und in der Niere bei schweren Verläufen von COVD-19 beteiligt sind. Die Forscher zeigten anhand multidimensionaler Fluoreszenz-Durchfluss-Analysen, dass im Blut beatmungspflichtiger COVID-19 Patienten mit Lungenversagen stark aktivierte neutrophile Granulozyten und Blutplättchen zu finden sind. Beide Zelltypen aktivieren sich wechselseitig, was letztlich zu Gefäßverschlüssen in der Lunge führt. Ein wesentlicher Bestandteil dieser Verschlussbildung sind sogenannte NETs (neutrophil extracellular traps). Diese netzartigen Strukturen aus DNA und Granulaproteinen der neutrophilen Granulozyten stabilisieren die Blutgerinnsel. Dieser zunächst lokale Prozess in der Lunge hinterlässt auch im Blut seine Spuren, dort wird die Blutgerinnung generell stark aktiviert. Dies schlägt sich dann in einer erhöhten systemischen Thromboseneigung nieder. Entsprechend bildet die Immunthrombose einen vielversprechenden Ansatzpunkt in der Prävention und Therapie des Lungenversagens sowie anderer thrombotischer Komplikationen bei COVID-19.
Originalarbeit:
Leo Nicolai, Alexander Leunig, Sophia Brambs, Rainer Kaiser, Tobias Weinberger, Michael Weigand, Maximilian Muenchhoff, Johannes C. Hellmuth, Stephan Ledderose, Heiko Schulz, Clemens Scherer, Martina Rudelius, Michael Zoller, Dominik Höchter, Oliver Keppler, Daniel Teupser, Bernhard Zwißler, Michael von Bergwelt-Baildon, Stefan Kääb, Steffen Massberg, Kami Pekayvaz, Konstantin Stark
Immunothrombotic Dysregulation in COVID-19 Pneumonia Is Associated With Respiratory Failure and Coagulopathy.
Circulation 2020; 142: 1176-1189