Schizophrenie
Bei einer Schizophrenie kann es zu tiefgreifenden Veränderungen im Denken, Fühlen und Wahrnehmen kommen. Manche Betroffene hören Stimmen, entwickeln Überzeugungen, die andere nicht teilen, oder verlieren spürbar Antrieb und emotionale Verbundenheit.
Die Erkrankung beginnt meist zwischen Jugendalter und dem 35. Lebensjahr und verläuft sehr unterschiedlich: mit einzelnen Episoden, in Schüben oder anhaltend.
Wichtig zu wissen: Schizophrenie ist behandelbar. Mit fachgerechter Unterstützung können viele Betroffene Stabilität zurückgewinnen und ihren Alltag wieder aktiv gestalten.
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Wie äußert sich eine Schizophrenie?
Bei einer Schizophrenie können verschiedene Bereiche des Erlebens und Verhaltens betroffen sein – darunter das Denken, Wahrnehmen, Fühlen, Handeln und die Beziehung zur eigenen Person. Typische Symptome sind:
- Wahnvorstellungen, z. B. das Gefühl, verfolgt oder kontrolliert zu werden
- Wahrnehmungsstörungen, insbesondere Stimmenhören
- Störungen des Ich-Erlebens, etwa das Gefühl, Gedanken würden von außen beeinflusst
- Formale Denkstörungen, z. B. sprunghafte oder schwer verständliche Gedankenführung
- Stimmungsveränderungen, etwa eine emotionale Verflachung oder plötzliche Stimmungsschwankungen
- Psychomotorische Auffälligkeiten, z. B. ungewöhnliche Körperhaltungen oder Bewegungsstörungen
Je nach Ausprägung und Verlauf können unterschiedliche Symptome im Vordergrund stehen.
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Was sind die Ursachen einer Schizophrenie?
Die genauen Ursachen der Schizophrenie sind bis heute nicht vollständig geklärt. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass ein Zusammenspiel biologischer, psychologischer und sozialer Faktoren zur Entstehung beiträgt.
Ein wichtiger Einfluss ist die genetische Veranlagung: Während das Risiko in der Allgemeinbevölkerung etwa 1 % beträgt, liegt es bei Verwandten ersten Grades bei rund 9 %. Bei eineiigen Zwillingen, von denen einer erkrankt ist, kann das Risiko auf bis zu 50 % steigen.
Auch Veränderungen im Botenstoffhaushalt des Gehirns, insbesondere bei Dopamin und Glutamat, scheinen eine zentrale Rolle zu spielen. Zusätzlich zeigen Studien, dass starke Belastungen, etwa psychosozialer Stress, die Krankheit bei vorhandener Anfälligkeit auslösen oder Rückfälle begünstigen können.
Weitere mögliche Risikofaktoren sind:
- belastende Kindheitserfahrungen
- Drogenkonsum (insbesondere Cannabis mit hohem THC-Gehalt)
- bestimmte Geburtskomplikationen
- Migrations- und Diskriminierungserfahrungen
Wichtig: Keine einzelne Ursache führt zwangsläufig zur Erkrankung. Entscheidend ist das Zusammenwirken mehrerer Faktoren bei einer bestehenden Anfälligkeit.
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Wie wird eine Schizophrenie diagnostiziert?
Die Diagnose einer Schizophrenie basiert in erster Linie auf einer fachärztlichen Einschätzung im Gespräch. Dabei werden Symptome, deren Dauer und Auswirkungen auf das Leben der betroffenen Person genau erfasst. Laut gängigen Definitionen (ICD-10/ICD-11) müssen über mindestens einen Monat typische Symptome wie Wahn, Halluzinationen oder Denkstörungen bestehen.
Vor der endgültigen Diagnose ist es jedoch entscheidend, andere Ursachen für die Beschwerden sorgfältig auszuschließen – etwa:
- schädlicher Substanzkonsum (z. B. Drogen)
- neurologische Erkrankungen wie Hirnentzündungen
- andere psychische Störungen wie schwere Depressionen oder bipolare Erkrankungen
Zur Abklärung gehören daher – abhängig vom Einzelfall – folgende Untersuchungen:
- Blutuntersuchungen: zum Ausschluss von Stoffwechselstörungen, Infektionen oder Substanzeinwirkungen
- Bildgebung (z. B. MRT): um Veränderungen im Gehirn zu erkennen
- Nervenwasseruntersuchung (Liquor): empfohlen bei Erstauftreten oder Verdacht auf entzündliche Ursachen
- Neuropsychologische Tests: zur Einschätzung kognitiver Funktionen wie Aufmerksamkeit und Gedächtnis
- Klinische Interviews und Fragebögen
Ziel der Diagnostik ist ein differenziertes Verständnis der Beschwerden, das eine gezielte und individuelle Behandlung ermöglicht.
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Wie wird eine Schizophrenie behandelt?
Eine psychotische Episode kann für Betroffene und Angehörige sehr belastend und verunsichernd sein. In solchen Phasen kann eine zeitweise stationäre Behandlung sinnvoll sein – nicht nur zur Stabilisierung der Symptome, sondern auch zur Entlastung des sozialen Umfelds und zur gemeinsamen Klärung weiterer Schritte.
Die Behandlung der Schizophrenie basiert auf einem individuellen Therapieansatz, der medizinische, psychotherapeutische und soziale Aspekte verbindet. Je nach Situation kommen folgende Elemente zum Einsatz:
- Medikamentöse Behandlung mit antipsychotisch wirksamen Medikamenten
- Psychotherapeutische Gespräche, z. B. zur Krankheitsverarbeitung oder zur Rückfallprophylaxe
- Psychoedukation – verständliche Information über die Erkrankung, Rückfallzeichen und Bewältigungsstrategien
- Ergotherapie, Kunst- und Musiktherapie zur Förderung von Ausdruck, Selbstwahrnehmung und Alltagskompetenz
- Soziotherapie und sozialarbeiterische Beratung, z. B. zu Wohnen, Arbeit, finanzieller Absicherung
- Angehörigenberatung und -einbindung, um Verständnis und gemeinsame Lösungswege zu fördern
Unsere stationären Angebote
In unserer Klinik bieten wir auf der Spezialstation für Schizophrenie und andere psychotische Störungen (Station B2) ein umfassendes, leitlinienbasiertes Behandlungsangebot an – auf dem aktuellen Stand der medizinischen Wissenschaft. Dort können Sie ausführlich untersucht, individuell beraten und gezielt unterstützt werden.
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Wir suchen Studienteilnehmer*innen
Als Universitätsklinik führen wir Beobachtungsstudien und klinische Studien zur Erprobung innovativer Behandlungsmöglichkeiten der Schizophrenie durch.
Fortschritte in der Wissenschaft sind ohne die Teilnahme von engagierten Patient*innen nicht möglich! Für viele bietet eine Studienteilnahme die Chance, schnell Zugang zu innovativen Behandlungen zu erhalten, die in der Regelversorgung noch nicht verfügbar sind.