BLENCA2
Die Ergebnisse der BLENCA2-Studie zeigten, dass die Blutbleikonzentrationen bei Vorschulkindern im Landkreis Goslar weiterhin deutlich erhöht war.
Hintergrund

Der Landkreis Goslar ist historisch durch Bergbau geprägt, was zu langfristigen Umweltbelastungen führte – insbesondere durch die Akkumulation von Schwermetallen wie Blei in den Böden. Kinder sind besonders von der Bleibelastung betroffen, da sie Blei vor allem über die Atemluft und durch Hand-zu-Mund-Kontakte beim Spielen im Freien aufnehmen. Dabei kann kontaminierter Boden oder Staub verschluckt werden. Bereits geringe Konzentrationen von Blei im Körper von Kindern können die Entwicklung (u.a. Aufmerksamkeit, Verhalten, Hörvermögen) beeinträchtigen. In Deutschland liegen die alters- und geschlechtsspezifischen Referenzwerte bei 22 µg/l für Jungen und 19 µg/l für Mädchen im Alter von 3 bis 10 Jahren. Diese Werte dienen als statistische Orientierungsgrößen und bezeichnen Blutbleikonzentrationen, die bei 95 % der gleichaltrigen Bevölkerung nicht überschritten werden.
Als Nachfolger der BLENCA-Studie wurde im Rahmen der BLENCA2-Studie die aktuelle Bleibelastung bei Einschulkindern im gesamten Landkreis Goslar untersucht. Zudem sollten regionale Unterschiede, potenzielle Expositionspfade sowie mögliche Zusammenhänge mit gesundheitlichen Auffälligkeiten untersucht werden, um eine Grundlage für gezielte Präventionsmaßnahmen zu schaffen.
Ergebnisse
Die teilnehmenden Kinder waren zwischen 5 und 7 Jahre alt, davon 136 Mädchen (44%) und 174 Jungen (56%). Die Blutbleiwerte sind in Abbildung 1 dargestellt.
Abbildung 1: Blutbleiwerte der untersuchten Kinder, dargestellt als individuelle Blutbleiwerte (blaue Striche, ablesbar an der y-Achse). Die schwarzen Linien markieren die Referenzwerte für 2025 (19 µg/l für Mädchen, 22 µg/l für Jungen), die rote Linie zeigt die WHO-Empfehlung für präventive Maßnahmen (50 µg/l)
Bei 51% der Kinder lagen die Blutbleikonzentrationen über den altersbezogenen Referenzwerten – bei einem statistisch erwarteten Überschreitungsanteil von 5% (in Abbildung 1 schwarz markiert). Die von der WHO empfohlene Richtlinie von 50 µg/l, ab der präventive Maßnahmen zur Reduktion der Bleiexposition empfohlen werden, wurde von 13% der Kinder überschritten (in Abbildung 1 rot markiert).
Es zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen den Blutbleiwerten und der Bleibelastung der Böden an den Wohn-, Betreuungs- und Freizeitorten der Kinder: Kinder aus Gebieten mit höherer Bodenbelastung wiesen höhere Blutbleikonzentrationen auf. Zudem erhöhte fehlendes regelmäßiges Händewaschen die Blutbleibelastung und Passivrauchbelastung war mit einem Anstieg der Blutbleiwerte verbunden.
Ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen den Blutbleiwerten und den im Rahmen der Schuleingangsuntersuchung erhobenen Gesundheitsparametern konnte nicht nachgewiesen werden. Dies bedeutet jedoch nicht, dass ein solcher Zusammenhang ausgeschlossen werden kann. Mögliche Gründe hierfür sind eine zu geringe Fallzahl oder die begrenzte Sensitivität der verwendeten Messinstrumente.
Eine Kurzfassung der Ergebnisse, sowie der ausführliche Abschlussbericht der BLENCA2-Studie können hier heruntergeladen werden:
Weiteres Vorgehen
Die Ergebnisse der BLENCA2-Studie verdeutlichen, dass vor allem präventive Maßnahmen auf struktureller Ebene – wie etwa gezielte Bodensanierungen, optimierte Gestaltung von Spiel- und Aufenthaltsbereichen sowie breit angelegte Aufklärungs- und Hygienekonzepte – ein großes Potenzial besitzen, die Bleibelastung der Kinder im Landkreis Goslar langfristig und nachhaltig zu senken.
Der Landkreis Goslar stellt auf einer eigens eingerichteten Internetseite Informationen zum weiteren Vorgehen sowie umfangreiches Informationsmaterial zur Verfügung.
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- Beteiligte Arbeitsgruppen: Analytik und Monitoring; Arbeits- und Umweltepidemiologie & Net-Teaching
- Landkreis Goslar (Niedersachsen, Deutschland)