Als eine der ersten Hochschulen in Deutschland führte die KSH München gemeinsam mit der Frauenklinik des LMU Klinikums München das Bachelorstudium „Hebammenkunde (B.Sc.)“ zum Wintersemester 2019/20 ein. Nach sieben erfolgreich absolvierten Semestern und einem Staatsexamen, das hochschulisch geleitet wurde, verabschiedete die Hochschule nun alle Studentinnen des ersten Durchgangs in einem Festakt: Im Beisein des bayerischen Gesundheitsministers Klaus Holetschek fand am 10. März am Campus München die feierliche Überreichung der ersten Bachelorurkunden an die 25 Absolventinnen statt, die nun in die Berufspraxis starten.
Die Berufsaussichten sind hervorragend: Viele Absolventinnen haben sich im Studienverlauf für die Frauenklinik des LMU Klinikums München entschieden, die als Praxispartner für die akademisierte Hebammenausbildung fungiert. Hochschulabgängerinnen, die sich noch nicht entschieden haben, werden nicht lange suchen müssen: Hebammen werden im stationären Bereich sowie in der außerklinischen Versorgung, etwa im Bereich des Wochenbetts, dringend gebraucht. Birgit Gollor, Studiengangsleitung, verweist zudem auf die „neuen Berufsfelder“, die sich durch die Akademisierung eröffnet haben: „Unseren Absolventinnen werden u.a. Stellen in Einrichtungen der Frauengesundheit angeboten. Hebammen können somit künftig nicht nur im originären Arbeitsumfeld aktiv werden, sondern sich mit ihrer spezifischen Expertise auch interdisziplinär für die Gesundheitsversorgung der Frauen in der Reproduktionsphase einbringen.“
Deutschland schließt wie andere europäischen Länder mit dem neuen Studiengang die Lücke zwischen Ausbildung und Studium. Die Anerkennung des Berufs der Hebamme und eine Arbeitsmobilität im europäischen Gefüge erfolgen dadurch unkomplizierter als bisher. Im Studium an der KSH München bestehen Möglichkeiten der Internationalisierung, neben Studienphasen in der Schweiz und in Österreich sind weitere Angebote bereits in der Entwicklung. auch einen intensiven, interdisziplinären Austausch auch auf wissenschaftlicher Ebene strebt die KSH an.
Das Bachelorstudium mit seinen hohen Praxisanteilen wird in Blockstruktur angeboten. Phasen theoretischer und handlungsbezogener Lehre an der KSH München wechseln mit Praxiseinsätzen ab. Wichtiger und erster Praxispartner der Hochschule ist das LMU Frauenklinik an den beiden Standorten in Großhadern und der Innenstadt. „Es ist uns in hervorragender Weise gelungen, die Vermittlung der praktischen Aspekte der Hebammentätigkeit, die zuvor an der Hebammenschule der Frauenklinik stattgefunden hat, im neuen Studiengang nahtlos fortzusetzen“, betont Prof. Dr. Sven Mahner, Direktor der LMU Frauenklinik. „Die Studentinnen sind gleichermaßen angesehene Mitglieder unseres Teams wie zuvor die Schülerinnen, und wir freuen uns schon sehr darauf, die ersten Absolventinnen nun als Mitarbeiterinnen in der LMU-Frauenklinik zu begrüßen.“
Was zunächst als Modell eingeführt wurde, konnte sehr bald in ein Regelstudium überführt werden. KSH-Präsidentin Prof. Dr. Birgit Schaufler sagt: „Wir waren deutschlandweit die erste Hochschule, deren Studiengang Hebammenkunde nach dem neuen Gesetz akkreditiert wurde.“ Dass sich das Studienangebot bereits unmittelbar nach seiner Einführung und trotz erschwerter Bedingungen durch die Corona-Pandemie bewährt hat, zeigen die sehr niedrige Abbruchquote und die hochschulinterne Befragung der ersten Kohorte. „Unsere Studierenden geben uns ein positives Feedback, auch darin, wie wichtig es uns war, den Studiengang fortlaufend zu evaluieren und weiterzuentwickeln.“ So wurde inzwischen ein Studienformat für bereits qualifizierte Hebammen eröffnet, ein berufsbegleitenden Masterstudium ist in Planung und die Anpassungsmaßnahmen für Hebammen aus Drittstaaten sind der nächste Schritt in der Vollakademisierung der Hebammenbildung in Bayern, wie es das Gesetz und der internationale Standard vorschreiben.
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek sagt: „Wir haben in Bayern rund 200 Studienplätze für die akademische Hebammenausbildung geschaffen. Ich freue mich, dass nun erste Absolventinnen erfolgreich in das Berufsleben starten können. Die akademische Ausbildung bietet ihnen gute Perspektiven für die berufliche Entwicklung. Wir haben daneben mit dem Hebammenbonus und der Niederlassungsprämie zwei sehr effektive Instrumente geschaffen, mit denen wir die Hebammenversorgung in Bayern gestärkt haben und die gerade auch für junge Nachwuchskräfte interessant sind. Der Hebammenbonus wurde seit seiner Einführung 2018 mehr als 5.000 Mal beantragt, davon wurden bislang knapp 4.300 Anträge bewilligt. Für die Hebammenniederlassungsprämie gab es schon mehr als 600 Anträge, wovon rund 560 bewilligt wurden. Mit beiden Programmen zusammen haben wir die Hebammen in Bayern bereits mit 7 Millionen Euro gefördert.“
Der Hebammenbonus bietet den Hebammen, die freiberuflich in der Geburtshilfe arbeiten, eine Förderung von 1.000 Euro pro Jahr. Der Bonus kann jedes Jahr neu beantragt werden. Hebammen, die eine freiberufliche Tätigkeit in Bayern aufnehmen, erhalten seit dem 1. September 2019 zudem eine einmalige Niederlassungsprämie in Höhe von 5.000 Euro