Allein in Deutschland erleiden jedes Jahr 260.000 bis 280.000 Menschen einen Schlaganfall – das bedeutet, dass alle zwei bis drei Minuten hierzulande ein solches Ereignis eintritt. Schlaganfälle sind die häufigste Ursache von bleibender Behinderung und weltweit die zweithäufigste Todesursache nach dem Herzinfarkt. Unzählige Lebensjahre gehen Jahr für Jahr durch den Schlaganfall verloren, vor allem in Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen. „Eine globale Perspektive der Schlaganfallforschung ist deshalb unerlässlich“, sagt Prof. Dr Martin Dichgans vom Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung des LMU Klinikums München.
In diesem Wissen haben die Expert:innen des weltweiten sogenannten GIGASTROKE-Konsortiums die Blutproben von mehr als zweieinhalb Millionen Menschen untersucht, von denen knapp 200.000 einen Schlaganfall erlitten hatten. Aus allen Blutproben wurde die Erbsubstanz DNA mit den darin codierten gut 20.000 Genen isoliert und mit High-Tech-Methoden der modernen Genomik und der Bioinformatik analysiert. Die Teilnehmenden kamen aus Europa, Ostasien, Afrika, Südasien und Lateinamerika. „Diese Diversität bietet die Chance, um neue genetische Zusammenhänge und ein tiefergehendes Verständnis der biologischen Zusammenhänge beim Schlaganfall zu bekommen“, sagt Prof. Dr. Stephanie Debette vom Universitätskinikum Bordeaux. Die Ärztin und ihr Münchner Kollege Prof. Dr. Dichgans leiten das GIGASTROKE-Konsortium. Maßgeblich beteiligt sind auch die Tokyo University (Japan), die Tartu University (Estland), die Ibadan University (Nigeria), das VA Boston Healthcare System und die Harvard Medical School (USA).