Diagnose
Urinsediment
Beim Urinsediment oder Harnsediment wird der Urin so aufbereitet, dass er mikroskopisch untersucht werden kann. Im Urinsediment können Urinzylinder, Epithelzellen, Leukozyten, Erythrozyten, Bakterien und Kristalle nachgewiesen werden. Das Urinsediment gilt gerade bei der Diagnostik eines Harnblasenkarzinoms als besonders hilfreich, da eine sog. Mikrohämaturie nachgewiesen und entsprechend weiter beurteilt werden kann.
Urinstix
Der Nutzen von Urinteststreifen ist weitgehend auf die Erkennung von Infektionen und Blutungen im Urogenitalbereich beschränkt. Zur Erkennung und Differenzierung von Proteinurien ist die quantitative Messung von Gesamtprotein und Leitproteinen im Urin spezifischer und empfindlicher. Als weiterführende Diagnostik ist ein Urin-Sediment empfehlenswert.
Mikrohämaturie
Unter Mikrohämaturie versteht man die Blutbeimengung im Urin, welche nur unter dem Mikroskop bzw. im sog. Urinstix nachweisbar ist. Die Leitlinie der amerikanischen Gesellschaft für Urologie (AUA) von 2012 empfiehlt, dass bei Patienten mit wiederholt auftretender, asymptomatischer Mikrohämaturie ohne benigne Ursache eine urologische Diagnostik durchgeführt werden soll.
Urinzytologie
Bei der Urinzytologie wird der Urin auf das Vorliegen krankhafter (pathologischer) Zellen hin untersucht. Die Urinzytologie verfügt über eine hohe Spezifität (Treffsicherheit) gerade in der Diagnostik von besonders aggressiven high grade Tumoren (90-100%). Wir verfügen an unserem Zentrum über eigenes zytologisches Labor mit besonderer Expertise in diesem Bereich.
Die nach wie vor wichtigste Untersuchungsmethode zur Diagnose eines Tumors innerhalb der Harnblase stellt die sog. Blasenspiegelung (Zystoskopie) dar. Hier wird nach Einführen eines starren oder flexiblen Zystoskopes über die Harnröhre die Blaseninnenwand untersucht und an einem Videomonitor beurteilt.
Dieses Verfahren kann gerade für Männer auf Grund der längeren Harnröhre gegenüber der Frau etwas unangenehm sein, wobei in der Regel keine Schmerzen zu erwarten sind. Die Blasenspiegelung wird daher in unserem Haus bei Männern immer mit einem flexiblen (elastischen) Instrument durchgeführt, da sich dieses ideal den speziellen anatomischen Gegebenheiten der männlichen Harnröhre anpassen kann und somit für den Patienten noch verträglicher ist.
Bei Vorliegen eines auffälligen Befundes werden in einem zweiten Eingriff unter Narkose entsprechende Probebiopsien bzw. eine TUR-B durchgeführt, die dann Aufschluss darüber geben, ob es sich um einen bösartigen Tumor handelt und wenn ja, wie tief der Tumor in die Blasenwand vorgewachsen ist.
Wird der Verdacht auf Harnblasenkrebs durch diese Probe bestätigt, sind weitere Untersuchungen erforderlich, um die Ausbreitung der Erkrankung zu bestimmen.
Zur verbesserten Erkennung von Harnblasentumoren wurde an unserem Zentrum ein neues Verfahren entwickelt, die sog. Photodynamische Diagnostik, welches heute in Europa und in Nordamerika angewendet wird.
Dieses Verfahren ermöglicht es im Rahmen einer Blasenspiegelung bzw. bei der TUR-B eine spezielle „Anfärbung“ von Harnblasentumorenzellen mittels eines „Farbstoffes“ zu erreichen. Der Fluoreszenzfarbstoff wird vor der Blasenspiegelung über einen Katheter in die Blase eingebracht und soll dann für eine Stunde in der Harnblase verbleiben. Der Farbstoff wird von Tumorzellen vermehrt aufgenommen und führt dann zu einer verbesserten Darstellung des Tumorbereiches während der Blasenspiegelung. So können wir im Rahmen der Blasenspiegelung unter blauem Licht ohne Zeitverlust frühzeitig auch kleinste Tumoren sowie sonst nur schwer erkennbare aggressive Tumoren (wie das CIS) diagnostizieren und entsprechend behandeln.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist zudem die Option die möglichen Tumorausläufer nach Entfernung des Haupttumors in der Blase nochmals abschließend zu beurteilen, um sicher keinen Tumor in der Blase zurück zu lassen (Video). Dieses Verfahren bietet Ihnen die größtmögliche Sicherheit einer vollständigen Entfernung eines nicht-muskelinvasiven Harnblasentumors. Verschiedene internationale und nationale Studien konnten zeigen, dass mit Hilfe dieses Verfahrens vermehrt Tumore gefunden werden können und somit die Wahrscheinlichkeit eines Wiederkehrens des Tumors gesenkt werden kann.
Gerade Tumoren, die aufgrund ihres flachen Wachstums (Carcinoma in situ) oder ihrer geringen Größe leicht im Rahmen der herkömmlichen Blasenspiegelung übersehen werden, können auf diese Weise gefunden werden (siehe Bild: Papilläre, oberflächliche Blasentumoren in der Photodynamischen Diagnostik).
Die umschriebene rote Fluoreszenz markiert ein aggressives Carcinoma in situ, das in der herkömmlichen Weißlichtendoskopie nur sehr schwer oder gar nicht zu erkennen ist (siehe Bild: Fluoreszenzendoskopie (oben) gegenüber Weißlichtendoskopie (unten).