Weichgewebstumore
Seltene Tumoren – individuell behandelt
Die Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie am LMU Klinikum ist auf die chirurgische Behandlung von Weichgewebetumoren spezialisiert – insbesondere von retroperitonealen und abdominalen Sarkomen und gastrointestinalen Stromatumoren (GIST).
Diese Tumoren sind selten, oft komplex und erfordern eine individuell angepasste Therapie durch ein erfahrenes interdisziplinäres Team. Bei uns erfolgt die Behandlung in enger Zusammenarbeit mit anderen Fachrichtungen innerhalb des Sarkomzentrum SarKUM, das als erstes Zentrum dieser Art in Deutschland durch die Deutsche Krebsgesellschaft zertifiziert wurde.
Im Mittelpunkt steht immer der Mensch – mit einem Behandlungskonzept, das auf Tumorart, Lebenssituation und Wünsche der Patientinnen und Patienten abgestimmt ist.
Retroperitoneale Sarkome (RPS)
Komplexe Tumoren im Bauchraum – präzise und individuell behandelt
Weichgewebetumoren können nahezu überall im menschlichen Körper auftreten. Eine relativ häufige Lokalisation ist das sogenannte Retroperitoneum, der Raum hinter dem Bauchfell in welchem z. B. die Nieren gelegen sind. Retroperitoneale Sarkome verursachen in den meisten Fällen keine spezifischen Symptome. Sie wachsen daher lange unbemerkt und können eine beträchtliche Größe erreichen. Dabei werden häufig benachbarte Strukturen wie Darm, Nieren, Gefäße oder Muskulatur verdrängt oder einbezogen.
Genaugenommen handelt es sich bei den retroperitonealen Sarkomen nicht um eine einzige Tumorerkrankung, sondern um eine Gruppe ganz unterschiedlicher Tumoren bzw. Subtypen. Diese unterscheiden sich durch das Ursprungsgewebe, von dem sie ausgehen. Die meisten retroperitonealen Sarkome stammen aus dem Fettgewebe (Liposarkome). An zweiter Stelle stehen Tumoren, welche der unteren Hohlvene oder anderen Strukturen mit sogenannter glatter Muskulatur entspringen (Leiomyosarkome). Aber auch die Umscheidung der Nerven oder andere Bindegewebe sind mögliche Ursprungsorte.
Diese einzelnen Subtypen sind durch eine jeweils eigenen Krankheitsverlauf und eine eigene Prognose gekennzeichnet, die noch von mehreren weiteren Faktoren abhängt. Daher erfolgt die Beratung eines Patienten immer individuell auf seinen speziellen Fall bezogen.
Zielgerichtete Chirurgie
Unsere Behandlung richtet sich nach dem feingeweblichen Subtyp und dem individuellen Wachstumsmuster des Tumors. Ziel der Operation ist die vollständige Entfernung des Tumors zusammen mit einer Grenzschicht gesunden Gewebes, bei gleichzeitiger Schonung kritischer Strukturen.
Wann immer möglich, streben wir den Erhalt nicht betroffener Organe an. In manchen Fällen ist jedoch eine ausgedehntere Operation (Multiviszeralresektion) notwendig, um eine vollständige Tumorentfernung zu erreichen. Das Vorgehen wird individuell angepasst – immer mit dem Ziel, die Heilungschance zu maximieren und die Lebensqualität zu erhalten.
Wir verfügen über eine langjährige und umfangreiche Erfahrung auf diesem speziellen Gebiet der Chirurgie und sind eines der größten europäischen Zentren für die Operation retroperitonealer Weichgewebetumoren. Durch eine überregionale Zuweisung behandeln wir auch Patienten, die an seltenen Weichgewebetumoren leiden, mit hoher Frequenz. Damit verfügen wir über die notwendige Routine, um komplexe Eingriffe mit jederzeit hoher Qualität durchführen zu können.
Behandlung von Rückfällen (Rezidiven)
Auch nach zunächst erfolgreicher Behandlung kann es zu einem Wiederauftreten des Tumors kommen. Die Behandlung von Rezidiven ist ein besonderer Schwerpunkt unserer Klinik.
Wir verfügen über Erfahrung mit komplexen Re-Operationen, auch nach Voroperationen oder Strahlentherapie. Ist ein Rückfall operabel, kann eine erneute, von Expertinnen und Experten durchgeführte Operation die Prognose deutlich verbessern – in vielen Fällen sogar auf das Niveau der Erstbehandlung.
Interdisziplinäre Therapieplanung: SarKUM
Jede Patientin und jeder Patient wird im interdisziplinären Tumorboard des zertifizierten Sarkomzentrums SarKUM besprochen. Gemeinsam mit Onkologie, Strahlentherapie, Radiologie und Pathologie wird dort ein individuelles, fachübergreifend abgestimmtes Behandlungskonzept entwickelt.
Internationale Kooperation: TARPSWG
Unsere Klinik ist aktives Mitglied der Transatlantic Retroperitoneal Sarcoma Working Group (TARPSWG) – dem führenden internationalen Netzwerk in diesem Bereich. So fließen aktuelle Forschungsergebnisse direkt in unsere Therapiekonzepte ein. Umgekehrt beteiligen wir uns an internationalen Forschungsprojekten und an der Erstellung von Therapieleitlinien.
Forschungspartnerschaft RPS
Gemeinsam Forschung gestalten – Ihre Stimme zählt!
Die Forschungspartnerschaft Retroperitoneale Sarkome (PSP RPS) wurde 2024 an unserer Klinik gegründet und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Ziel ist es, gemeinsam mit Patientinnen, Patienten und Angehörigen herauszufinden, welche Fragen zur Erkrankung und Therapie besonders dringend beantwortet werden sollten. Hierdurch können Patientinnen und Patienten die Forschung der Zukunft mitgestalten.
Gastrointestinale Stromatumoren (GIST)
Selten, aber oft gut behandelbar
Gastrointestinale Stromatumoren (GIST) sind spezielle Weichgewebetumoren, die meistens im Magen oder Dünndarm entstehen. Sie sind durch bestimmte genetische Veränderungen gekennzeichnet, die oft gezielt behandelt werden können. Die Prognose ist in vielen Fällen sehr gut.
Operation – oft minimalinvasiv
Die vollständige Tumorentfernung ist der wichtigste Schritt zur Heilung. Kleinere GIST in günstiger Lage können häufig minimalinvasiv entfernt werden – mit kleineren Schnitten, schnellerer Erholung und geringerer Belastung für den Körper. Große GIST können auch eine ausgedehntere Operation notwendig machen. In vielen Fällen wird dann versucht, durch eine Vorbehandlung eine Tumorverkleinerung zu erreichen.
Medikamentöse Therapie – gezielt und wirkungsvoll
Für GIST stehen effektive, zielgerichtete Medikamente zur Verfügung, die vor der Operation zur Tumorverkleinerung und nach der Operation zur Rückfallvermeidung eingesetzt werden können.
Betreuung im Sarkomzentrum SarKUM
Auch bei GIST erfolgt die Behandlung interdisziplinär im Sarkomzentrum SarKUM. Gemeinsam entwickeln mit den Experten der anderen Fachrichtungen für jede Patientin und jeden Patienten eine individuelle Strategie – abgestimmt auf Tumortyp, Lage, Größe und persönliche Lebenssituation.
Unser Behandlungspfad: Von der Diagnose bis zur Nachsorge
Schritt für Schritt gut betreut
Die Behandlung von Weichgewebetumoren folgt einem strukturierten Ablauf, bei dem jede Phase auf die vorherige abgestimmt ist:
1. Erstgespräch: In unserer Spezialsprechstunde nehmen wir uns Zeit für Ihre Krankengeschichte, klären offene Fragen und planen die nächsten Schritte.
2. Biopsie: Die Entnahme einer kleinen Gewebeprobe erfolgt bildgesteuert und risikoarm. Absiedelungen des Tumors im Biopsiekanal (sog. Impfmetastasen) sind extrem selten. Die Biopsie liefert eine sichere Diagnose, welche für die Therapieplanung unerlässlich ist.
3. Bildgebung: Falls notwendig, ergänzen wir weitere CT-, MRT- oder PET-CT-Untersuchungen zur genauen Beurteilung des Tumors. Diese können häufig auch heimatnah durchgeführt werden.
4. Interdisziplinäre Fallbesprechung: Im Tumorboard SarKUM besprechen Fachexperten aus allen relevanten Bereichen Ihre Befunde gemeinsam und legen ein individuelles Behandlungskonzept fest.
5. Vorbehandlung: In manchen Fällen empfehlen wir eine Strahlentherapie oder Chemotherapie vor der Operation. Ein solche Empfehlung ist immer von der individuellen Situation des einzelnen Patienten abhängig und wird Ihnen in einem persönlichen Gespräch erklärt.
6. Operation: Die chirurgische Entfernung des Tumors ist in der Regel der zentrale Therapieschritt. Wenn Lage, Größe und Art eines Tumors dies erlauben, kommen bei uns minimalinvasive Operationstechniken zur Anwendung, die eine schnelle Erholung des Patienten ermöglichen. In manchen Fällen sind aber auch erweiterte Operationen mit gleichzeitiger Entfernung mehrerer Organe oder die Operation an Blutgefäßen notwendig. Auch hierauf sind wir an unserer Klinik jederzeit vorbereitet.
Alle Tumoroperationen finden in Vollnarkose statt, hierüber werden Sie in einem eigenen Gespräch durch unsere anästhesiologischen Kollegen aufgeklärt. Um die Operation herum werden Sie auf einer unserer chirurgischen Bettenstationen betreut, bei größeren Eingriffen auch für einige Tage auf unserer eigenen Intensiv- oder Überwachungsstation.
7. Nachbehandlung: Je nach Tumortyp und Operationsbefund kann eine medikamentöse oder strahlentherapeutische Nachbehandlung folgen. Auch dieser Schritt wird interdisziplinär besprochen und auf den jeweiligen Patienten bei Bedarf zugeschnitten.
8. Rehabilitation: Mit Unterstützung unseres Sozialdienstes organisieren wir eine Anschlussheilbehandlung zur körperlichen Erholung und Rückkehr in den Alltag.
9. Nachsorge: Auch nach Abschluss der Therapie begleiten wir Sie weiter – mit regelmäßigen Nachsorgeuntersuchungen und offener Beratung. Dies dient der Erhaltung Ihrer Lebensqualität und der frühzeitigen Erkennung eines möglichen Tumorrezidivs.
FAQ – Häufig gestellte Fragen
Was ist ein Weichgewebesarkom?
Ein Weichgewebesarkom ist ein seltener bösartiger Tumor, der aus Binde-, Muskel-, Fett- oder Gefäßgewebe entstehen kann.
Was ist ein GIST?
Ein gastrointestinaler Stromatumor ist ein seltener Tumor des Verdauungstrakts, meist im Magen oder Dünndarm. GIST gehen nicht wie die sog. Karzinome von der Schleimhaut aus, sondern entstehen in einer Bindegewebesschicht des Gastrointestinaltrakts. Die meisten GIST tragen eine genetische Veränderung, die gezielt medikamentös behandelbar ist.
Operativ kann bei den meisten GIST auf eine Entfernung von Lymphknoten verzichtet werden, was die Operation vereinfacht. Oft ist dann eine minimalinvasive Operation möglich. Es kann sich in seltenen Fällen aber auch um sehr große Befunde mit entsprechend komplexen Operationen handeln.
Wie sicher ist eine Biopsie?
Probenentnahmen aus Weichgewebetumoren sind sehr sicher. In der Regel werden Biopsien von Weichgewebetumoren bildgesteuert (Ultraschall oder 3D im Computertomografen) in lokaler Betäubung durchgeführt. Zur Anwendung kommt eine Hohlnadel, welche Absiedelungen im Stichkanal (sog. Impfmetastasen) nahezu vollständig verhindern kann. Der Nutzen einer präzisen Diagnose für die weitere Behandlung überwiegt das Risiko der Biopsie deutlich.
Bei GIST kann eine Biopsie häufig aus endoskopisch erfolgen, also im Rahmen einer Magen- oder Enddarmspiegelung, je nach Lokalisation. Eine Punktion an der Körperoberfläche wird durch dieses Verfahren vollständig vermieden.
Wie wird mein Therapiekonzept festgelegt?
Alle Fälle werden im interdisziplinären Tumorboard des Sarkomzentrums SarKUM besprochen. Dort wird für Sie ein maßgeschneidertes Behandlungskonzept erstellt. Daran sind Chirurgen, Onkologen, Strahlentherapeuten, Radiologen, Pathologen und bei Bedarf weitere Fachdisziplinen beteiligt.
Was passiert bei einem Rückfall?
In manchen Fällen kann es zu einer Rückkehr der Tumorerkrankung kommen. Diese sog. Rezidive können sowohl lokal an der ursprünglichen Stelle wie auch fernab in anderen Organen (sog. Metastasen) entstehen. Wenn es zu einem Rückfall kommt, wird ein interdisziplinäres Konzept für die individuelle Situation des Patienten erstellt.
Bei einem Lokalrezidiv kann durch eine erneute Operation häufig eine vollständige Tumorentfernung erreicht und die Prognose des Patienten deutlich verbessert werden.
Wie lange bleibe ich im Krankenhaus?
Das hängt von Art und Umfang der Operation ab. Bei minimalinvasiven Eingriffen meist wenige Tage, bei größeren Eingriffen etwa 10–14 Tage.
Informationen über unsere Sprechstundenzeiten und die Terminvereinbarung finden Sie unter folgendem Link:
Stationäre Patienten melden Sie bitte bei unserem Zentralen Patientenmanagement an. Weitere Informationen erhalten Sie unter folgendem Link:
Informationen über SarKUMLMU finden Sie unter folgendem Link: