Info Legasthenie
Der Begriff "Legasthenie" wurde 1916 von Paul Ranschburg als Synonym für Leseschwäche eingeführt.
Heute unterscheidet das "Internationale Klassifikationsschema für psychische Störungen (ICD-10)" der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Isolierte Rechtschreibstörung und die Lese-Rechtschreibstörung (F81.0, F81.1).
Eine Lesestörung kann jedoch aktuellen Erkenntnissen zufolge auch isoliert auftreten.
Etwa 4 - 6 % der Kinder weisen eine isolierte Lesestörung auf. Bei 5 - 7 % der Kinder ist eine isolierte Rechtschreibstörung zu beobachten und eine kombinierte Lese-Rechtschreibstörung tritt in 2 - 4 % der Fälle auf (Moll, Kunze, Neuhoff, Bruder, & Schulte-Körne, 2014)
Eine Lesestörung äußert sich in der Regel durch sehr viele Fehler beim lauten Vorlesen sowie durch eine deutlich herabgesetzte Lesegeschwindigkeit von Wörtern und Texten. Dadurch ist auch das Leseverständnis und alle Fertigkeiten für die entsprechend Lesefähigkeiten erforderlich sind, beeinträchtigt. Eine Rechtschreibstörung zeigt sich vor allem durch eine erhöhte Fehleranzahl beim Wort- oder Textschreiben.
Im Laufe des Älterwerdens zeigt sich eine Abnahme der Symptomatik, meist bleiben jedoch deutliche Unsicherheiten im Rechtschreiben und eine geringe Lesegeschwindigkeit bestehen.
Folgende exemplarische Verhaltensweisen können auf eine Lesestörung hinweisen:
- Schwierigkeiten beim "Zusammenlauten" zu Wörtern (Laute oder Namen der Buchstaben werden nacheinander benannt)
- Nennen des ersten Buchstabens, dann Raten eines Wortes
- Auslassen, Ersetzen oder Hinzufügen von Worten oder Wortteilen
- Ersetzen von Wörtern durch ein in der Bedeutung ähnliches Wort
- Sehr niedrige Lesegeschwindigkeit
- Startschwierigkeiten beim Vorlesen, langes Zögern oder Verlieren der Zeile
- Nicht sinnhaftes Betonen beim Vorlesen
- Sinnhafte Wiedergabe von Gelesenem nicht möglich
- Schwierigkeiten des Erkennens von Zusammenhängen aus dem Gelesenen
Folgende exemplarische Verhaltensweisen können auf eine Rechtschreibstörung hinweisen:
- Probleme im Segmentieren ganzer Wörtern in einzelne Laute
- Schwierigkeiten in der Zuordnung von Lauten zu Buchstaben / Buchstabenkombinationen
- Buchstabenfolgen stehen in keinem lautlichen Zusammenhang mit dem zu schreibenden Wort
- Buchstabenauslassungen, -umstellungen, -hinzufügungen
- Verwechslung lautlich oder visuell ähnlicher Buchstaben
- Schwierigkeiten in der Verschriftlichung von Konsonantenhäufungen
- Probleme im Einprägen der korrekten Schreibweise eines Wortes
- Hohe Fehlerzahl beim Schreiben von Wörtern, Sätzen und Texten in Diktaten und beim Anschreiben
- Grammatik- und Interpunktionsfehler
- Unleserliche Handschrift
Literatur: Moll, K., Kunze, S., Neuhoff, N., Bruder, J., & Schulte-Körne, G. (2014). Specific learning disorder: prevalence and gender differences. [submitted].