Neurophysiologische Marker der Depression vom Jugendalter bis zum jungen Erwachsenenalter
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Deutsch:
Die Depression ist eine schwerwiegende psychiatrische Erkrankung, die ihren Beginn häufig im Jugendalter hat, zu den häufigsten psychiatrischen Störungen in diesem Altersbereich gehört und eine hohe Rückfallwahrscheinlichkeit aufweist. Die Erkrankung wird durch ein komplexes Zusammenspiel aus einer biologischen Diathese sowie belastenden Lebensereignissen und Umgebungsfaktoren verursacht. Bisher ist noch unzureichend geklärt, welche Faktoren dazu beitragen, dass bestimmte Personen eine oder mehrere depressive Episoden in ihrem Leben durchlaufen. Insbesondere gibt es nur sehr wenige Studien zum Verlauf der Depression bei Jugendlichen, die neurobiologische Einflussfaktoren auf den Verlauf untersuchen.
Aktuell werden unterschiedliche Arten von biologischen Markern der Depression als aussichtsreich angesehen, darunter auch neurophysiologische Marker. Bei Erwachsenen mit Depression wurden die ereigniskorrelierten Potentiale selektiver Aufmerksamkeit (reduzierte N200- und P300-Amplitude) sowie eine reduzierte frontale Alpha-Asymmetrie als potenzielle Biomarker der adulten Depression identifiziert. Die wenigen existierenden Befunde bei Jugendlichen mit Depression deuten allerdings darauf hin, dass sich die neurophysiologischen Korrelate der Depression im Jugendalter von denen im Erwachsenenalter unterscheiden. Allerdings wurde bislang in keiner der EEG-Studien ein direkter Vergleich zwischen Jugendlichen und Erwachsenen mit Depression vorgenommen. Insbesondere fehlen Studien, in denen EEG-Marker der Depression längsschnittlich vom Jugend- bis zum jungen Erwachsenenalter untersucht werden.
Das Ziel des Projekts ist es, zu untersuchen, ob
- neurophysiologische Korrelate der adoleszenten Depression den Verlauf der Depression vorhersagen können und
- ob neurophysiologische Korrelate der adoleszenten Depression im 5-Jahres-Follow-up weiterhin persistieren, wenn die TeilnehmerInnen im jungen Erwachsenenalter sind.
Durch die erneute Untersuchung derselben ProbandInnen können die neurophysiologischen Korrelate der Depression im Entwicklungsverlauf erfasst werden, was zu einem verbesserten Verständnis der Pathophysiologie in den unterschiedlichen Altersbereichen beiträgt. Zudem kann die Identifikation von zeitlich stabilen Markern des Jugend- und Erwachsenenalters langfristig zur Identifikation von Personen mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko beitragen.
English:
Major depression (MD) is a severe psychiatric disorder which often begins in adolescence and is one of the most prevalent disorders in this age group. The illness has a high recurrence rate. MD is caused by a complex interplay between biological vulnerability, negative life events and environmental stressors. So far, it has not been thoroughly examined which factors contribute to the course of the disease and recurrence. Especially, studies on the influence of neurobiological factors on the course of the adolescent depression are scarce. Currently, several promising biological markers of depression are being discussed, including neurophysiological markers. In adults with depression, event-related potentials of selective attention (reduced N200 and P300 amplitudes) and frontal alpha asymmetry were identified as potential biomarkers. However, the few existing studies on adolescent depression demonstrate that neurophysiological correlates of adolescent depression differ from those identified in adult major depression. However, no EEG study has directly compared adolescents with depression to adults with depression so far. Particularly, longitudinal studies on EEG markers of depression from adolescence to adulthood are missing.
The aim of this longitudinal project is to examine
- whether neurophysiological correlates of adolescent MD prospectively predict the course of MD and
- whether neurophysiological correlates of adolescent MD persist into young adulthood.
Since neurophysiological correlates of MD are assessed in the same participants through the development, the study contributes to an improved understanding of pathophysiological mechanisms from adolescence to young adulthood. Moreover, an identification of temporally stable markers of adolescence and adulthood can, in the long run, help to identify persons with a higher risk of depression.
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Deutsch:
In dem Projekt sollen bereits im Jugendalter erfasste EEG-Marker der Depression in derselben Stichprobe nun im jungen Erwachsenenalter (5-Jahres-Follow-up) erneut untersucht werden. Hierfür werden sowohl ehemals depressive Jugendliche als auch eine psychisch gesunde Kontrollgruppe getestet. Die Studienteilnahme besteht aus zwei Terminen.
- Beim ersten Termin wird neben Fragebögen auch ein klinisches Interview durchgeführt. Hierbei werden klinische Faktoren (beispielsweise Dauer, Anzahl und Schweregrad der einzelnen depressiven Episoden, Komorbiditäten), demographische Faktoren (z.B. Alter und Geschlecht) sowie Lebensereignisse erfasst.
- Beim zweiten Studientermin wird während einer EEG-Ableitung ein Oddball-Paradigma mit den ProbandInnen durchgeführt, bei dem sie selektiv auf Töne reagieren sollen. Hierbei werden ereigniskorrelierte Potenziale selektiver Aufmerksamkeit erfasst. Zudem wird ein Ruhe-EEG zur Erfassung der frontalen Alpha-Asymmetrie durchgeführt. Diese beiden Aufgaben wurden auch bei der Testung vor 5 Jahren mit den TeilnehmerInnen durchgeführt. Als eine Erweiterung der Fragestellung über die altersabhängige Veränderung der Marker hinaus, sollen die identifizierten EEG-Marker nicht nur in affektneutralen Bedingungen, sondern nun zusätzlich auch in einem affektiven Kontext erhoben werden. Dies ist vor allem bedeutsam, da neurophysiologische Korrelate der Depression im emotionalen Kontext deutlicher ausgeprägt zu sein scheinen als in neutralen Bedingungen. Mit den ProbandInnen werden somit zwei Oddball-Experimente durchgeführt, einmal mit neutralen und einmal mit emotionalen Stimuli. Zudem soll die frontale Alpha-Asymmetrie nicht nur im affektneutralen Ruhe-EEG, sondern auch während einer Emotionsregulationsaufgabe mit affektiven Stimuli erfasst werden.
English:
Scientific Background:
In this project, EEG markers of adolescent depression are reassessed in the same study population during young adulthood. In more detail, previously depressed adolescents and healthy controls are tested 5 years after the initial study participation.
The study comprises two appointments.
- At the first appointment, participants fill in questionnaires and a diagnostic interview is conducted. A variety of clinical factors (such as episode durations, number and severity of depressive episodes and comorbidities), demographic factors (for example age and sex) and life events are assessed.
- At the second appointment, an oddball paradigm is performed, in which the participants have to react selectively to specific tones by button press while an EEG is recorded to assess event-related potentials of selective attention. Additionally, a resting state EEG is performed to assess frontal alpha asymmetry. These tasks were also conducted 5 years ago. As an extension besides the question of age-related changes of MD markers, EEG markers identified in adolescence are not only assessed in neural paradigms, but also in tasks with affective stimuli. This is of special interest, since neurophysiological correlates of depression are more pronounced in emotional context compared to a neural setting. Therefore, two oddball paradigms are conducted, one with neutral and one with emotional stimuli. Moreover, frontal alpha asymmetry is not only assessed during resting state, but also during an emotion regulation task with emotional stimuli.
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Mitarbeiter/-innen
apl. Prof. Dr. Ellen GreimelArbeitsgruppenleitungDr. Lisa FeldmannPostdoktorandin4400 56920Vlcg ÄiämvguSuvidm/fulrvfiuyzDiu m;iCarolin ZsigoDoktorandin4400 56927HgpüälueLclxüvidmeful#vJfiuyziutmiAnsprechpartner/-innen
Kontaktieren Sie bei Fragen gerne unsere Projektkoordinatorin
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Das Projekt wird durch das Förderprogramm für Forschung und Lehre (FöFoLe) der Medizinischen Fakultät der LMU München gefördert.