Früherkennungsambulanz
Leitung
Prof. Dr. Nikolaos Koutsouleris
Mitarbeiter
Caroline Plett M.D., Dr. Christopher Eberle, Dr. med. Nadia Bieler, Clara Weyer M.Sc., Lisa-Maria Neuner M.Sc., John Fanning M.Sc.
Wir helfen Patienten, die an Frühsymptomen einer Psychose sowie verwandten Erkrankungen leiden. Durch die Früherkennung und eine vorbeugende Behandlung kann man oftmals den Krankheitsverlauf abmildern oder den Ausbruch einer Erkrankung gar verhindern.
Die Früherkennungsambulanz ist ein Teil der Sektion für Präzisionspsychiatrie des LMU Klinikums und umfasst ein erfahrenes, kompetentes Team für die frühzeitige Erkennung psychischer Erkrankungen in der Jugend und im jungen Erwachsenenalter. Wir bieten eine ausführliche Diagnostik für vorrangig psychotische, aber auch krankheitsunspezifische Symptome, beispielsweise aus dem affektiven Erkrankungsspektrum.
Parallel zum klinischen Service werden in der Sektion Präzisonspsychiatrie Computermodelle entwickelt, die das Risiko für eine Transition zu einem vollen Erkrankungsbild einschätzen können. Zudem werden neue Prädiktionsmodelle bzw. Biomarker herausgearbeitet, welche die Prognose der psychischen Erkrankungen sowie das individuelle Ansprechen einer Therapie vorhersagen können. Diese Verfahren sollen in Zukunft Ärzt*innen und Psycholog*innen helfen, den Krankheitsverlauf besser zu erkennen und entsprechend zu behandeln.
WAS BIETEN WIR IN DER AMBULANZ?
- Ein erfahrenes Team aus Ärzt*innen und Psycholog*innen, die in der Früherkennung seelischer Erkrankungen speziell geschult sind.
- Zeitnahe Termine
- Ausführliche Beratung
- Aufklärungsveranstaltungen an Schulen zusammen mit den jeweiligen Schulpsycholog*innen und Lehrer*innen.
FRÜHERKENNUNG UND RECHTZEITIGE ABKLÄRUNG IST WICHTIG FÜR EINE INDIVIDUELLE UND PRÄVENTIVE BEHANDLUNG!
Die Früherkennungsambulanz bietet in Zusammenarbeit mit der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie und der Spezialstation für Adoleszente und junge Erwachsene der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, die jeweils dem LMU Klinikum angehören, eine erste Anlaufstelle für Jugendliche und junge Erwachsene. Hier erhalten Hilfesuchende von einem jungen Team schnelle Beratung und bei Bedarf eine umfangreiche diagnostische Abklärung.
Ziel ist es, ein erhöhtes Risiko für eine psychische Erkrankung frühzeitig zu erkennen und die Betroffenen und deren Familien über die Möglichkeiten vorbeugender Maßnahmen aufzuklären.
PSYCHOSE - WAS IST DAS?
Wenn ein Mensch an einer Psychose leidet, nimmt er sich selbst und seine Umwelt anders wahr. Zugleich verändert er aber auch sein Verhalten und wirkt zunehmend fremder für seine Umgebung.
Die Wahrscheinlichkeit eine Psychose zu entwickeln, ist nicht für alle gleich. Manche Menschen sind anfälliger als andere oder werden es im Laufe ihres Lebens sein. Oftmals geht der späteren Erkrankung ein längeres Vorstadium (Prodromalphase) voraus.
Verschiedene Faktoren können bei der Entstehung einer psychischen Erkrankung eine Rolle spielen:
- Genetische Faktoren
- Entwicklungsstörungen
- Cannabiskonsum
- Belastungen
- Organische Veränderungen im Gehirn
WAS SIND DIE ERSTEN ANZEICHEN?
- Konzentrations- und Gedächtnisstörungen
- Leistungseinbußen in Schule und Ausbildung
- Depressionen, Energiemangel
- Misstrauen, erhöhte Sensibilität
- Veränderte Wahrnehmung
- Sozialer Rückzug
- Insomnie
Hier beantworten wir Ihnen die wichtigsten Fragen zu unserer Ambulanz:
Patienten mit Symptomen eines Prodromalstadiums. Das beinhaltet:
- Störungen von Konzentration und Gedächtnis
- Depressive Verstimmungen
- Antriebsstörungen und Energielosigkeit
- Schlafstörungen
- Misstrauen und Gereiztheit
- Sozialer Rückzug
- Vernachlässigung der Körperhygiene
- Entwicklung merkwürdiger Ideen
- (Leistungs-)Knick in der Lebenskurve
Patienten mit Symptomen einer psychotischen Erkrankung. Das beinhaltet:
- Positivsymptome, die meist zur Aufnahme in die Klinik führen. Dazu gehören:
Störungen des Denkens: die Patienten können einem Gespräch nicht mehr folgen, die Gedankengänge des Patienten sind nicht mehr nachvollziehbar
Das Gefühl, dass die Gedanken fremd gesteuert sind und von außen eingegeben werden
Das Gefühl, dass die Umgebung fremd gesteuert wird
Das Gefühl, dass man beobachtet/verfolgt wird
Dinge in der Umgebung werden auf sich bezogen – etwa: „In der Tagesschau will der Moderator mir persönlich etwas mitteilen“
Wahrnehmungsstörungen / Halluzinationen (z.B. die Patienten hören häufig Stimmen, die nicht wirklich da sind)
- Negativsymptome, die meist zu einem starken Rückgang sozialer und beruflicher Leistungsfähigkeit führen. Sie zeigen sich wie folgt:
- Weniger intensive Gefühle
- Das Spektrum an Gefühlen und Emotionen ist deutlich vermindert
- Antriebsstörungen und Energielosigkeit
- Verminderung der psychischen Leistungsfähigkeit
- Freudlosigkeit und Interessenmangel
- Patienten mit erstmaligem Auftreten depressiver Symptome:
- Gedrückte Stimmung
- Interessenverlust
- Antriebsminderung
- Appetitminderung/Gewichtsverlust
- Schlafstörungen
- Früherwachen
- Morgentief
Ziel unserer Ambulanz ist es, so früh wie möglich die Entwicklung einer psychiatrischen Erkrankung zu erkennen oder eine solche auszuschließen. Deshalb können Sie ohne Diagnose zu uns kommen. Unser diagnostisches Angebot richtet sich sogar gezielt an Menschen, die sich bisher im Unklaren sind und bei denen es fraglich ist, ob eine psychiatrische Erkrankung droht oder besteht.
Ein erhöhtes Erkrankungsrisiko möglichst rasch und früh zu erkennen, ist Voraussetzung für den Beginn einer vorbeugenden Therapie. Diese Behandlung muss genau auf das individuelle Erkrankungsrisiko abgestimmt sein. Für die richtige Einschätzung bieten wir eine umfassende diagnostische Abklärung durch speziell geschulte Ärzte und Psychologen mithilfe von strukturierten Interviews, einer neuropsychologischen Testung und einer organischen Ausschlussdiagnostik (cMRT und EEG).
Die diagnostische Abklärung nimmt normalerweise drei bis vier Termine in Anspruch, die innerhalb von ca. einer Woche durchgeführt werden. Im Anschluss erfolgen Ambulanzkontakte im Zeitintervall von drei Monaten.
Eine Überweisung ist nicht nötig.
Bitte vereinbaren Sie telefonisch einen Termin.
Im Rahmen der diagnostischen Abklärung besteht die Möglichkeit, an einer Studie zur Früherkennung psychotischer Störungen teilzunehmen.
Sehr geehrte niedergelassene Kolleg*innen, die in den Kliniken für Psychiatrie für Kinder und Jugendliche tätig sind,
auf unserer Internetseite möchten wir Sie auf unsere Früherkennungsambulanz in unserem Hause aufmerksam machen. Diese nahm im Rahmen der von der Europäischen Kommission geförderten, multi-zentrischen Beobachtungsstudie PRONIA im Januar 2014 ihre Arbeit auf.
Wir sind eine spezialisierte Ambulanz und haben die Möglichkeit Ihnen einen besonderen diagnostischen Service zu bieten, der gerade bei komplexen Fragestellungen hilfreich ist.
Wir bieten eine umfassende diagnostische Abklärung durch besonders geschulte Ärzt*innen und Psycholog*innen mit Hilfe von zeitintensiven strukturierten Interviews, bereits validierten Fragebögen, einer neuropsychologischen Testung und einer organischen Ausschlussdiagnostik (c-MRT und ggf. EEG). Die Ergebnisse unserer Untersuchungen werden wir Ihnen selbstverständlich in schriftlicher Form zur Verfügung stellen, nachdem wir Ihre Patient*Innen an Sie zurücküberwiesen haben.
Wir suchen in erster Linie:
- Ersterkrankte depressive Patient*Innen im Alter zwischen 15 und 40 Jahren.
- Patient*innen mit einer Erstmanifestation einer Psychose im Alter zwischen 15 und 40 Jahren.
- Patient*innen mit einem erhöhten Psychose-Risiko im Alter zwischen 15 und 40 Jahren.
- Gesunde Jugendliche im Alter zwischen 15 und 18 Jahren.
Unsere Ein- und Ausschlusskriterien, Flyers und Anschreiben an Sie bezüglich Ihrer Unterstützung für aktuellen Studien finden Sie hier:
Unsere aktuellsten Publikationen:
- Koutsouleris N, Dwyer DB, Degenhardt F, et al. Multimodal Machine Learning Workflows for Prediction of Psychosis in Patients With Clinical High-Risk Syndromes and Recent-Onset Depression. JAMA Psychiatry. Published online December 02, 2020. doi:10.1001/jamapsychiatry.2020.3604
- Upthegrove R, Lalousis P, Mallikarjun P, Chisholm K, Griffiths SL, Iqbal M, Pelton M, Reniers R, Stainton A, Rosen M, Ruef A, Dwyer DB, Surman M, Haidl T, Penzel N, Kambeitz-Llankovic L, Bertolino A, Brambilla P, Borgwardt S, Kambeitz J, Lencer R, Pantelis C, Ruhrmann S, Schultze-Lutter F, Salokangas RKR, Meisenzahl E, Wood SJ, Koutsouleris N; PRONIA Consortium. The Psychopathology and Neuroanatomical Markers of Depression in Early Psychosis. Schizophr Bull. 2020 Jul 7:sbaa094. doi: 10.1093/schbul/sbaa094.
- Popovic D, Ruef A, Dwyer DB, Antonucci LA, Eder J, Sanfelici R, Kambeitz-Ilankovic L, Oztuerk OF, Dong MS, Paul R, Paolini M, Hedderich D, Haidl T, Kambeitz J, Ruhrmann S, Chisholm K, Schultze-Lutter F, Falkai P, Pergola G, Blasi G, Bertolino A, Lencer R, Dannlowski U, Upthegrove R, Salokangas RKR, Pantelis C, Meisenzahl E, Wood SJ, Brambilla P, Borgwardt S, Koutsouleris N; PRONIA Consortium. Traces of Trauma: A Multivariate Pattern Analysis of Childhood Trauma, Brain Structure, and Clinical Phenotypes. Biol Psychiatry. 2020 Dec 1;88(11):829-842. doi: 10.1016/j.biopsych.2020.05.020. Epub 2020 May 26.
- Haidl TK, Schneider N, Dickmann K, Ruhrmann S, Kaiser N, Rosen M, Seves M, Lichtenstein T, Upthegrove R, Salokangas RKR, Pantelis C, Meisenzahl E, Wood SJ, Brambilla P, Borgwardt S, Rebekka L, Kambeitz J, Koutsouleris N, Schultze-Lutter F; PRONIA-consortium. Validation of the Bullying Scale for Adults - Results of the PRONIA-study. J Psychiatr Res. 2020 Oct;129:88-97. doi: 10.1016/j.jpsychires.2020.04.004.
- Koutsouleris N, Kambeitz-Ilankovic L, Ruhrmann S, Rosen M, Ruef A, Dwyer DB, Paolini M, Chisholm K, Kambeitz J, Haidl T, Schmidt A, Gillam J, Schultze-Lutter F, Falkai P, Reiser M, Riecher-Rössler A, Upthegrove R, Hietala J, Salokangas RKR, Pantelis C, Meisenzahl E, Wood SJ, Beque D, Brambilla P, Borgwardt S; PRONIA Consortium. Prediction Models of Functional Outcomes for Individuals in the Clinical High-Risk State for Psychosis or With Recent-Onset Depression: A Multimodal, Multisite Machine Learning Analysis. JAMA Psychiatry. 2018 Nov 1;75(11):1156-1172. doi: 10.1001/jamapsychiatry.2018.2165.
Aktuelles:
PRONIA - Personalized Prognostic Tools for Early Psychosis Management ist ein von der Europäischen Union gefördertes Forschungsprojekt mit dem Ziel die Früherkennung von psychotischen Erkrankungen erheblich zu verbessern.
PRONIA als ein professionelles, motiviertes und internationales Team entwickelt Computermodelle, welche das Risiko für Psychoseentstehung einschätzen können. Dabei steht die Entwicklung eines leicht zugänglichen prognostischen Services für die Früherkennung im Mittelpunkt.
PNKT - Personalisiertes Neuro-Kognitives Training bei Depression und Psychose (u.a. im sog. Hoch-Risiko-Stadium) ist ein Projekt, in dem Forscher sich mit der Entwicklung personalisierter neurokognitiver Therapien beschäftigen, die auf einer individualisierten Stratifizierung des Risikos für Psychose und einem beeinträchtigten Funktionsniveau basiert sind.
In Rahmen der PNKT-Studie nehmen PatientInnen an einer ausführlichen klinischen, neuro-kognitiven und Bildgebungs-Erhebung teil, gefolgt von einem mehrwöchigen Computer-gestützten kognitiven Training.
CIP – Cannabis-induced psychosis - ist eine DFG-geförderte Studie mit dem Ziel frühzeitig Individuen mit Cannabis-induzierter Psychose zu identifizieren und im Rahmen einer longitudinalen Bildgebungsstudie herauszufinden, bei welchen Betroffenen die psychotischen Symptome nach Abstinenz rasch remittieren und welche Betroffenen vermutlich eine dauerhafte Form der Psychosen entwickeln.
In der CIP-Studie werden Patienten mit Cannabis-induzierter Psychose neben einer klinischen und neuropsychologischen Testung an Hand struktureller, funktioneller sowie molekularer Bildgebung zu einer Baseline- und einer Verlaufskontrolle nach 9 Monaten untersucht. Die Daten werden mittels multivariater Musteranalyse ausgewertet um Hirnmuster zu identifizieren, die mit klinischen und neuropsychologischen Variablen im Zusammenhang stehen.
TYPIA ist eine DFG-geförderte bizentrische Studie, die an der Universität Bonn und dem Klinikum der LMU München durchgeführt wird. Ziel der Studie ist es, herauszufinden, weshalb nicht alle Menschen mit einem hoch ausgeprägten schizotypen Persönlichkeitsmerkmal an einer Psychose erkranken beziehungsweise welche Faktoren in diesem Kollektiv vor der Entwicklung einer Psychose schützen.
Im Rahmen von TYPIA werden ProbandInnen mit hohen positiven oder negativen Schizotypie Merkmalen, KontrollprobandInnen mit niedrigen Schizotypie-Merkmalen und PatientInnen, die in den letzten drei Jahren erstmals an einer Psychose erkrankt sind, untersucht.
Weitere Informationen zu unseren Projekten finden Sie hier.
Kontakt
Früherkennungsambulanz
Sie können Ihre Anfrage per E-Mail (psy-pronia@med.uni-muenchen.de) hinterlassen oder uns zu den telefonischen Sprechzeiten (Montag 11.00-12.30 Uhr & Donnerstag 15.30-17.00 Uhr) unter 089 4400 55866 kontaktieren. Bei allen schriftlichen Anfragen bitten wir um eine kurze Beschreibung Ihres/des Falles und um die Angabe einer Rückrufnummer, unter der wir Sie erreichen können.